199. bis 205.
Kapitel der Kindheit und Jugend Jesu
Diese Schrift ist kein Ersatz für die herrlichen
Gottworte in der
Jugend Jesu, aber ein Hilfsmittel für ein besseres Verstehen der
himmlischen Offenbarungen des Lorberwerkes. Damit wir Menschen das Lebensziel
erreichen oder wenigstens einige Schritte unserer
geistigen Vollendung näher
kommen, ist es gut, unsere Gedanken auf die Urwahrheit auszurichten,
unser Wollen in der Liebe Gottes zu
aktivieren und unsere Handlungen im Alltag
nach göttlichen Gesetzen zu
betätigen. Wenn
wir unser
gesamtes Wesen
nach diesen drei Wirksamkeiten, nämlich Gedanken, Wollen und Tätigkeit
umsetzen, dann ist unser Erdenleben sinnvoll gewesen. Diese Schrift und meine
Kassetten sollen dazu beitragen:
1. Deine Gedanken sollten im
Sinne der
reinen Vernunft
nach der unendlichen Weisheit Gottes berichtigt werden.
2.
Dein Wollen sollte nach dem Willen des ewigen Vaters stimuliert werden.
3.
Deine Handlungen sollten nach den Naturseelen- und Geistgesetzen
ausgerichtet werden.
Wenn wir die Ausführungen dieser Schrift bzw. meiner Ton-Kassetten verstehen, unser Wollen danach einrichten und unsere Tätigkeit nach den besseren Erkenntnissen daraus aktivieren, dann wirkt dies auf uns wiedergebärend und wir werden einen bedeutenden Schritt näher zur unbeschränkten Vollendung des Geistes und der Seele gebracht. Deshalb kann jeder für sich abgeschlossene Abschnitt ein Kilometerstein auf der Vollendungsstraße zum Reiche Gottes sein.
Damit dies aber wirklich geschehen kann, bitte ich dich, über die verstandenen Aussagen nicht hinwegzugehen, sondern sie zu verinnerlichen und nochmals zu lesen oder zu hören, bis du sie verstehst. Nehme bitte nur das an, was du innerlich bejahen kannst. Glaube nur, was du bejahst und setze sofort dein Wollen in die Tätigkeit nach dem Geglaubten und Gewollten um. Erst diese Tätigkeit beweist, daß die Lehre stimmt. Durch die Wiedergabe der Lebensgeschichte Jesu erregen wir unsere Phantasie, beleben wir schöpferische Vorstellungsbilder und werden so in das Geschehen von damals eingeführt. Bitte betrachte das Wort Phantasie nicht als ein Negativum! Phantasie ist ein Gottgeschenk, ein Geschenk unserer Seele, mit dem wir Gedanken, Ideen und Bilder in uns aufnehmen.
Die Phantasie kann natürlich auch negativ sein, wenn wir menschlich Eigenes, Schmutziges und Böses einbringen. Doch wenn wir unsere Phantasie aus und durch das Wort gestalten lassen, dann ist sie kreativ, schöpferisch, von Gott inspiriert.
Nur gelesene oder gehörte Lebensgeschichten aus der Jesu-Zeit schaffen noch keine Gegenwart in uns, sondern erstellen in uns nur ein Abbild, oft auch nur ein Zerrbild der tatsächlichen Ereignisse von damals. Erst mit der Aktivierung unseres Gottgeistes, in dem ja alles, alle Ereignisse der Jesu-Zeit vorhanden sind, alle Ereignisse und alle Erlebnisse aller Zeiten, bekommen wir ein reales Bild der Wirklichkeit von damals. Dies können wir üben, wie ich dies schon mehrfach nahegelegt habe, damit wir die tatsächlichen Ereignisse
der
Jesu-Zeit und die wirkliche Wahrheit aus Gott in
uns selbst erfahren lernen. Eine von außen zugetragene
Wahrheit ist noch nicht die Wahrheit, sie ist erst auf dem Wege,
eine Wahrheit
zu werden.
Das
Gottwort, gelesen oder gehört, ist nur ein
Hilfsmittel zur Wahrheit,
das noch aufzuschließen ist. Die rein göttliche
Wahrheit selbst liegt darinnen, in
Gott und ist Gott und
ist auch
in deinem Gottgeiste in dir
selbst. Unsere erste
Aufgabe ist
es, die Gottwahrheit durch
Liebe zu Gott und zur Menschheit zu
wecken. Stimmen wir uns ein in diese innere Wahrheit, die Gott selber ist.
Diese Wahrheit öffnet unsere
Herzen und
unser Gemüt,
wenn sie
frei von Belastungen
und Betrübnissen dieser Welt
geworden sind.
Diese Wahrheit ist für uns Christen
zugleich die
göttliche Liebe,
die wir Jesus Christus nennen, der der Schlüssel
zu Gott ist.
Unsere Liebe kann sich durch
Ihn zur Wahrheit entfalten, wenn
wir unseren Verstand, unser
Wollen und unsere Werke nach Seinen Lichtspuren
und nach Seinen Liebeslebenstrieben ausrichten.
Von
den fünf Söhnen Josefs war Joel der Älteste und Jakob der Jüngste. Zu den
Josefs-Söhnen kamen die acht Adoptivkinder, die Josef von Cyrenius angenommen hatte.
Biblisch werden
all diese Kinder genannt, was einige Wortleser
dazu verleitete,
daß Maria weitere Kinder
geboren hätte. Doch davon steht im Gottwort nichts. Dies ist nur eine
menschliche Meinung.
Treten
wir nun wieder in die Jesu-Geschichte ein und stellen wir uns
dies so deutlich als möglich vor. Unser Geist gibt uns dafür das wahre Bild. Wenn es noch mit eigenen
Phantasien entstellt ist, dann bedenke, daß dein Gottgeist
bemüht ist, alles Unreine davon zu
entfernen. Eines Tages wirst du die
Bilder klar erschauen.
Glaube daran und du wirst
zum Schauenden, zum
Visionär werden. Bedenke, wir sind dazu bestimmt, rein
Geistiges, das allumfassende Leben
Gottes zu erkennen. Erkennen aber heißt schauen und
wahrnehmen mit
all unseren Sinnen, mit
den Seelen-
und Geistsinnen
gegenwärtig sein. Erkennen
heißt weiter, mit all den Personen der Jesu-Zeit und mit Jesus selbst
verbunden zu
werden und dadurch eins zu werden mit Gott, dem
Vater. Diese Einheit
mit Gott klärt
alle Bilder, alle Vorstellungen, alle Meinungen und Ansichten,
die von uns aperiert
gestaltet werden. Was heißt aperiert? Die Silbe ,ap’
heißt weg, fort
und ,erare’ heißt wandern, schweifen,
also fortwandern. Aperiert heißt also in
unserem Sinne abweichen
vom gotterleuchteten,
vernünftigen Denken oder Verhalten.
Wir sind
so lange
aperiert, so lange wir in
den Scheinbarkeiten dieser stofflichen Welt
und seiner Vorstellungsbilder verharren, diese bejahen und
nicht dahinter die wahre
Gottwirklichkeit ersehen. Erst der göttliche Blick öffnet unsere Augen, mit
denen wir die reale Wirklichkeit
sehen. Darum heißt
es in der Heiligen
Schrift: „Und Gott schlug
ihre sehenden
Augen mit Blindheit.“ D.h. der göttliche
Geist konnte nicht durchstrahlen durch
die Verwirrungen der Seele, durch die Phantasiebilder unserer Seele, die
Falsches und Unwahres zuläßt
und dadurch
das Licht
der Sonne
verschattete. Erst das göttliche Hören
vermittelt uns die Stimme der Wahrheit.
So können
wir dies
mit all
unseren Körpersinnen
annehmen, wenn wir
wollen und
bereit sind,
daß Gott denkt, wolle und
wirke und daraus beselige. Deshalb steigen
wir in das Jesu-Geschehen
voll ein und dies mit all unseren Sinnen. Erleben wir mit all unseren Sinnen und
dem Gefühl der Liebe
das Gottwort mit
all den Geschehnissen.
Lauschen wir
den Worten
des Jesu-Kindleins:
„Josef, was wirst du denn sagen, so die Kinder der Welt den Herrn dereinst ergreifen und töten werden mit Hilfe des Satans? Wenn sie Ihn wie einen Raubmörder ergreifen werden und werden Ihn schleppen vor´s Weltgericht, da der Geist der Hölle sein Walten hat? Dieser wird den Herrn aller Herrlichkeiten ans Kreuz heften lassen. Was sagst denn du dazu ? Wenn mit Ihm geschehen wird, wie die Propheten von Ihm ausgesagt haben, deren Worte dir wohl bekannt sind; was sagst denn du dazu?“ Als Josef vom Kindlein solches vernommen hatte, da erschrak er und Cyrenius und sprach sehr heftig: „Mein Jesus, mein Gott, mein Gottsöhnchen, solches geschehe nur Dir nicht! Die Hand, die sich je an Dir vergreifen würde, soll verflucht sein ewig, und ihres Trägers Seele soll ewig in der möglichst größten Qual ihren Frevel büßen.!“ Und Cyrenius schlug sich samt Jonatha zu der Partei Josefs und sprach: „Ja, wenn solches je möglich geschehen könnte, - für ewig wahr, da will ich von heute an der grausamste Tyrann werden! Zweihunderttausend der geübtesten Krieger stehen unter meinem Befehle; nur einen Wink kostet es mich,und Tod und Verderben sei aller Welt gebracht!
Ehe ein frecher Teufel von einem Menschen seine Satanshände an dieses Kind legen soll, eher will ich alle Menschen umbringen lassen auf der ganzen Erde!“
Diese erregenden
Cyrenius-Worte und die Worte Josefs
zeigen eine gar heftige Emotion an. Sie zeigen uns, wie der Mensch brutal
werden kann, wenn sein Liebstes
verletzt wird. Es ist wohl gut
und gerecht, daß es so
etwas gibt, daß man Gott schützen will im
Kindlein, doch wie menschlich irrend ist es gedacht
und deshalb lächelte das Kindlein
über die erregten Worte des Cyrenius und sprach:
„Wenn deine
Krieger das tun, dann
werden aber
dennoch deine Krieger übrigbleiben,
wer wird dann iese aus der Welt schaffen?
Eine weise Frage, über die wir wahrlich
nur mit
Andacht nachsinnen und aufblicken können
zu unserem
Gott. Darum
sprach das Kindlein weiter:
„Siehe, mein lieber Cyrenius, wer da weiß, was er tut und
tut Ungerechtes, so tut er Sünde
und ist ein Täter des Übels; wer
aber nicht weiß, was er tut
und tut also Ungerechtes,
dem soll es vergeben sein! Denn er wußte ja nicht, was er tat. Nur so
jemand wohl
wüßte, was er täte und möchte
nicht tun aus sich
Ungerechtes, wenn er aber
gezwungen wird, da sträubt er sich nicht und tut Ungerechtes,
der ist ein Sklave der Hölle
und zieht sich selbst das Gericht
auf den Hals.
Die Hölle aber
weiß wohl, das da mit den blinden Werkzeugen besser zu handeln ist als mit den
sehenden; daher hält sie auch fortwährend die Blinden in
ihrem Solde,
und eben
diese Blinden werden
den Herrn der Herrlichkeiten
ans Kreuz heften! Wie willst du aber einen Blinden strafen darob, so er auf
dem Wege mit dem Fuße anstieße und fiele und zerbräche sich Arme und
Beine?! Daher bleibe du mit deiner Macht nur so hübsch fein zu Hause, die viel
mehr Unheil als Heil auf der Erde stiften möchte!
Und sei
versichert, daß
Der, Den die Menschen dem Fleische nach töten werden
in ihrer Blindheit, im
Geiste und in Seiner Kraft und Macht nicht
getötet wird, sondern
alsbald wieder erstehen wird aus
eigener Kraft und Macht und wird erst dadurch eröffnen
aller Kreatur den Weg zum ewigen Leben!“
Die Blinden bezeichnen diejenigen, die nicht im
wahren Verständnis aus Gott
sind, deren
Verstand nicht
analytisch, rein und klar vom Geist erweckt und sich dessen bewußt sind,
sondern deren Verstand aperiert ist, abgewichen vom wahren
Wege der Erkenntnis. Hier mit diesem Gottwort wollen wir nach
und nach lernen, von diesen
Verwirrungen und Abirrungen unseres Gemütes,
unseres menschlichen
Verstandes loszukommen und freizuwerden für die göttlichen
Inspirationen aus
dem wahren Geiste Gottes in uns, der da ist das Wort und die Wahrheit. Die wunderbare
Kraft und
Macht Gottes
ist in uns, die wir hierfür
offen sind. Diese Kraft und Macht
Gottes, die Jesus aus dem
Grabe, aus dem Tode und aus der Materie
herauslöste, sie erlöst uns aus den
Scheinbarkeiten von Materie,
Raum und Zeit. Diese Kraft ist
uns übergeben
worden. Denn es
heißt, aller Kreatur ist
der Weg zum Leben geöffnet worden durch
Jesus Christus. Diese Kraft
Gottes aus Liebe, Weisheit und
Licht und
Leben geboren, ist in uns Jesus, ein Etwas, das wir mit dem
Geiste Gottes
bezeichnen. Wir können diese Kraft heute noch nicht
richtig erfassen, aber sie
ist allgegenwärtig und sie kann uns
den Weg
weisen aus den Leiderfahrungen, aus dem
Leidgeschehen der
Materie und der Zeit und des Raumes.
Die heftigen Worte des Cyrenius brachte auch die Tullia-Gesellschaft, die bis jetzt den kleinen Jesus nicht beachtet hatte, zur Aufmerksamkeit auf die kleine Gesellschaft. Das Kindlein aber verwies die Gesellschaft zurück und sprach: „Gehet an eure Sache; denn was hier vorgeht, ist nicht für euch, ihr Blinden!“
Es ist verständlich,
daß das Kindlein nun anders
reagierte als es die
sogenannte Tullia-Gesellschaft erwartete. Die Voraussage des Kind-
leins nach dem Grübchenspiel
von der Kreuzigung war die erste Leidverkündigung, die Jesus als Mensch
hier auf Erden
seinen Nachfolgern verkündet
hatte. Niemand der anderen Hausbewohner, einschließlich
Maria, hatte so den Eintritt Jesu mit den
Kindern und Cyrenius
ins Zimmer beachtet. Erst die Worte
über die Kreuzigungsvoraussage
erschütterte die Anwesenden alle. Diese Unachtsamkeit gegenüber Seiner Person
rügte darum das
Jesu-Knäblein und deutete sie als ein Zeichen der Zeit.
Josef entschuldigte die scheinbare
Unachtsamkeit der Maria
und der anderen Hausgenossen
gegenüber dem
kleinen Jesus
als eine weltliche Vorsicht,
damit die Göttlichkeit des
Jesu-Kindleins nicht
eingeweihten verraten würde. Das Kindlein
aber antwortete:„Josef, du hast wahr geredet, aber dessen
ungeachtet gibt es dennoch einen großen
Unterschied zwischen
Maske und
Klugheit. Die Maske macht
das Gemüt kalt,
aber die Klugheit erwärmt das Gemüt.
Wozu aber Maske, wo die Klugheit ausreicht? Wozu Verstellung, wo die natürliche
Weisheit tausend Sicherungsmittel bietet? Bin
Ich nicht der Herr, dem ja
die ganze Unendlichkeit auf einen
Wink gehorchen muß? Weil sie nichts als nur ein festgehaltener Gedanke aus
Mir ist
und ist da als ein ausgesprochenes Wort
aus Meinem
Munde?! Bin Ich aber der
alleinige, wahrhaftige Herr, wie sollte da zu Meiner
Sicherung vor der Welt deine Gemütsmaskierung
wirksamer sein
als
eine ganze Welt voll von Meiner ewigen
Macht ? Siehe, ein Hauch aus Meinem Munde, - und
die ganze sichtbare Schöpfung
ist nicht mehr ! Meinst du
da wohl, Ich habe deiner Gemütsmaske
vonnöten, um Mich und dich vor den Nachstellungen der
Welt zu
verwahren?
O
nein, dessen bedarf Ich nicht!
Denn Ich
halte Mich
nicht etwa
aus Furcht vor der Welt verborgen, sondern allein nur des Gerichtes
wegen, damit die Welt nicht
gerichtet werde, so sie mich erkennete
Diese Worte
brachen der Maria das Herz und
sie ergriff
mit aller
Macht der Liebe das Kindlein und drückte es an ihr Herz
und koste es mit der größten
Glut ihrer
mütterlichen Liebe. Als
Maria das
Kindlein eine Zeit lang gekost hatte, da
fragte sie
ganz furchtsam:
„Mein Jesus,
wirst Du mich, Deine Magd wohl wiederlieben wie die Magd Dich ewig lieben wird?
Das Kindlein lächelte die Maria gar
freundlich an und sprach: „Aber Maria, was
hast du
wieder eine schwache Frage
gestellt! Wenn Ich dich nicht mehr
liebte als
du Mich, was wahrlich wärest du da wohl? Siehe, so du
Mich liebtest mit der Glut
aller Sonnen, so wäre aber dennoch solche
deine Liebe nichts gegen
Meine Liebe, mit
der Ich
den ärgsten
Menschen selbst noch in Meinem
Zorn liebe. Und Mein Zorn
selbst ist mehr Liebe als deine größte Liebe. Was ist
dann erst
Meine eigentliche Liebe, die
Ich zu dir habe? Wie hätte Ich dich
wohl je
zu Meiner Gebärerin gewählt, wenn Ich dich nicht geliebt hätte
- mehr, als es je die Ewigkeit
fassen wird?! Siehe, wie schwach da deine Frage ist! Ich sage dir: Nun gehe und
bringe die Tullia; denn Ich habe
gar wichtige Dinge mit ihr zu reden!“
Halten wir inne, ich möchte dir einige Texte über
den Zorn Gottes aus
verschiedenen Werken
zitieren, die
der Herr
offenbart hat durch
Swedenborg, Lorber, Böhme und Eckehart.
So spricht der Herr durch E. Swedenborg im Werk
Himmel und Hölle (545):
Der geistige
Sinn des göttlichen
Wortes lehrt
uns, daß Gott
niemals Sein
Angesicht vom
Menschen abwendet,
noch ihn von Sich stößt. Er
wirft niemanden in die Hölle
oder zürnt ihm. Dies erkennt auch jeder, dessen Gemüt in der
Erleuchtung ist, wenn er das göttliche Wort
liest. Er
erkennt dies
schon daraus,
daß Gott das Gute selbst ist, die Liebe selbst ist und
daher die
Barmherzigkeit selbst
ist. Das Gute kann niemandem
Böses zufügen und die Liebe selbst und die
Barmherzigkeit selbst
kann den
Menschen nicht von sich stoßen,
weil dies gegen
das eigentliche Wesen der
Barmherzigkeit und
der Liebe und somit gegen
das Göttliche selbst ist. Wenn
daher im
göttlichen Wort Zorn
und Grimm
genannt wird, dann ist es nicht Gott zuzuschreiben. Zorn
und Grimm
ist bei
den Menschen und es heißt so im
Wort, weil es vor den Menschen so
erscheint, wenn er gestraft und verdammt
wird.
Weiter spricht
der Herr in der Haushaltung
Gottes durch J. Lorber
(1.Bd, Kap.46,6);
Unser
allerheiligster Vater ist
übergroße Liebe
und Sein Zorn ist der Zorn
einer Taube
für den
Reumütigen. Aber Seine
Liebe ist gleich einer starken Quelle, welche
das Weltmeer unablässig nährt.
Sinne darüber ebenfalls in deinem Herzen nach und
lasse die Gedanken in dir lebendig werden.
In Jakob Böhmes Aurora lesen wir (2/41):
Und obgleich in
Moses geschrieben steht: „Ich
bin ein
zorniger und eifriger Gott!“ , so
hat es darum
nicht die
Meinung, daß sich Gott in sich selbst zürne
oder daß
ein Zornfeuer in der
heiligen Dreifaltigkeit aufgehe.
Nein, das
kann nicht sein, denn es steht über
die, so
Mich hassen. In
derselben Kreatur geht das Zornfeuer Gottes
auf. So sich aber Gott
in Sich Selbst sollte erzürnen, so würde
die ganze
Natur brennen, welches einmal am jüngsten
Tag in der Natur, aber nicht in Gott
geschehen wird.
In Gott
aber wird
die triumphierende Freude der Liebe
brennen, wie es denn von Ewigkeit nicht anders gewesen ist und auch nicht anders
werden wird.
So spricht der Herr in der Haushaltung Gottes (2.Bd. 231,22 ff):
Wie kannst du dir
wohl einen zornigen Gott vorstellen?
Siehe, Liebe und Zorn sind das
Allerentgegengesetzteste, was
sich nur je ein allertiefst denkender lebendigster
Geist denken kann. Liebe ist
das alles ewig erhaltende, und Zorn aber das alles ewig zerstörende Prinzip. Wäre
somit aber in Mir je irgendein barster Zorn möglich, so würde
dieser alsbald alle Liebe vernichten und mit ihr alles,
was da
von ihr
er-
schaffen wurde, ja endlich sogar sich selbst! Siehe, nun aber ist alles noch da; wo wäre
demnach Mein
Zorn? Es
kann wohl ein Mensch zornig werden,
weil er
ist zufolge seiner Freiheitsprobe
ein von Mir entferntes Wesen, und somit ein zeitweiliger Gegensatz
zu Mir,
darum er
sich dann
eben auch nur wieder durch die Liebe
zu Mir mit Mir vereinen
kann, aber Ich als die allerreinste Liebe
bin durchaus
des
Zornes unfähig! Ja einst war die Liebe in Mir wohl auch mit dem Zorne
umfangen; da aber war die Unendlichkeit auch noch leer
von allen Geschöpfen, sowohl geistig als auch
materiell! Aber die Liebe
ergriff den
sie drückenden Zorn und stellte ihn körperlich wesenhaft außer Sich. Und siehe,
aus diesem Zorne sind
dann geschaffen
worden alle
die zahllosen Geister, Sonnen und Welten,
diese Erde und alles, was auf
ihr ist! Willst du demnach
in der Wahrheit den Zorn Gottes sehen, da schaue die
geschaffenen Dinge an; diese sind
der Zorn Gottes.
Dazu
eine kleine Bemerkung von mir: Der Zorn, der
von Gott herausgestellt
wurde, ist das, was man auch nennt die Lichtstruktur, die
Essenz, aus der einmal über die Substanz der Seelenentwicklung die
Materie wurde. Die Materie ist in
diesem Sinne der
Zorn Gottes.
Hören wir den Text nun weiter ab Vers 32 bis 35:
Aber sie sind
nicht etwa ein ledig
Zorn, sondern
Meine Liebe
ist allenthalben das mächtigste
Wesen dabei. Diese hält und trägt
nun alles, und außer ihr gibt es keine Macht mehr, die da
stärker wäre denn sie.
Darum soll auch der Mensch nicht an
der Welt hängen, sondern
sich von
ihr ganz losreißen, damit
er am Ende nicht von ihr verschlungen wird und somit nicht gerät in Meinem
Zorn! Denn die Welt ist ja Mein gefesselter Zorn; wer
aber mit der Welt ist, der
wird auch mit ihrer ewigen Todesfessel sein!
Was du
aber an Mir als
Zorn ansehen
möchtest, siehe,
das ist nur Mein göttlicher,
allerlebendigster Liebeeifer, welcher
an und für sich ist Meine
Erbarmung!
So
spricht der Herr durch Eckehart von Hochheim:
Und bin ich
recht hinüberversetzt in das göttliche Sein,
so wird Gott mein und alles, was Er Selber hat, und
darum sagt Er, dieser Gott und Vater,
Ich bin
Gott, Dein Herr, wenn das ist, dann habe Ich rechte
Freude, wenn
weder Leid noch Qual sie Mir
nehmen kann. Denn dann bin Ich versetzt in
das göttliche Sein, in dem kein Leid Raum hat. Sehen wir doch, daß in Gott weder
Zorn, noch Betrübnis ist,
sondern nur Liebe und Freude. Scheint
es auch, daß Gott
mitunter über
den Sünder zürne, wisse,
es ist nicht Zorn, es ist die Liebe, denn es
kommt aus
großer göttlicher Liebe,
die Er, der Vater, Jesus,
ist. Die Er liebt, die straft Er
ja, denn es ist die Liebe,
die da ist der
heilige Geist. Also kommt der Zorn
Gottes aus der Liebe, denn Er zürnt
ohne Bitternis.
Es ist unendlich wichtig, daß wir den Zorn Gottes verstehen und aus dem Zorn Gottes die Liebe und aus der Liebe die Worte unseres Jesus, die Er durch Jakob Lorber gesprochen hat.
Trifft uns nicht öfters der Zorn Gottes? Verstehen wir die Güte Gottes immer in den Umweltereignissen? Werden Krankheit, Leid und Ungemach der Liebe Gottes nicht als Zorn von uns gedeutet? In diesem Sinne ist Zorn ein Gericht, ein Festhalten an Materie und Raum und Zeit. Materie in ihrem Grimme ist Zorn. Bedenke dabei, Materie ist Satan, ist Hölle, ist Gericht, ist die von der Liebe getrennte Weisheit und dies schmerzt, dies ist leidvoll, dies tut weh. In diesem Gottzorne leben wir und es ist gerade der Zorn, d.h. die Materie, die es uns ermöglicht, so schnell als möglich wieder einzutauchen ins Reingeistige, was wir Gott nennen.
Maria
gehorchte und holte die Tullia. Als Tullia ganz furchtsam
in das Kabinett trat, da
sich das Kindlein befand, da richtete sich
das Kindlein auf
und sprach zu Tullia: „Tullia, du
Erweckte, höre, es war einst
ein großer
König und
war ledig
und voll
männlicher Schönheit und voll echter göttlicher Weisheit. Dieser König sprach zu
sich: Ich will gehen und mir ein Weib
suchen in einem fremden Orte, da
mich niemand kennt. Denn ich will ein Weib
nehmen meiner selbst willen und das Weib soll mich lieben, weil ich
ein weiser Mann bin, aber
nicht darum, weil ich ein König bin. So zog er aus seinem Reiche in die ferne
Fremde und kam in eine Stadt
und machte da bald
Bekanntschaft mit einem Hause. Die Tochter des Hauses
war erwählt und diese hatte eine
große Freude,
denn sie
erkannte bald in dem Bewerber eine große Weisheit. Der König aber
dachte, du liebst mich nun wohl, da du mich
siehst und meine Gestalt
und meine Weisheit dich fesselt; ich
aber will
sehen, ob du
mich wahrhaft liebst!
Darum werde ich mich als Bettler
verkleiden und werde dich so öfter belästigen. Du aber sollst nicht wissen und
irgend im
geringsten erfahren, daß
ich im
Bettler stecke.
Wohl aber soll der Bettler ein Zeugnis
von mir
tragen als sei er ein inniger
Freund, aber sonst arm in dieser Fremde
wie sein
Freund.
Und
es soll sich dann
zeigen, ob
mich diese
Tochter wahrhaft
liebt. Und wie sich der große
König die Sache
ausgedacht hatte, also wurde
sie sogleich ausgeführt. Es kam da
nach einiger
Zeit der König zum Schein als
Bettler zur Tochter und
sprach zu ihr:
,Liebe
Tochter dieses reichen Hauses, siehe, ich bin
sehr arm und weiß, daß du
große Reichtümer besitzest. Ich saß am Tore als
dein herrlicher Bräutigam verreiste und bat
ihm um
ein Almosen.
Da blieb er stehen und
sprach: ,Freund, ich habe hier nichts
bei mir,
das ich dir
reichen könnte,
außer dieses
Andenken von
meiner Braut, die sehr reich
ist. Gehe bald zu ihr und zeige es ihr
in meinem Namen, und
sie wird dir so
sicher geben, als sie mir
geben würde, dessen du vonnöten hast! Wann
ich aber
ehestens zurückkehren
werde, da werde ich dir tausendfach alles
ersetzen!’ Als
die Tochter solches vernommen hatte, war sie voll Freude
und beteilte den Bettler. Da
ging der Bettler
und kam
in einigen Tagen
wieder und ließ sich melden bei der
Tochter. Die Tochter ließ ihn auf ein
anderes Mal
bescheiden, da
sie nun Besuche hatte. Der Bettler kam zum anderen Male und
ließ sich
melden. Da hieß es: ,Die
Tochter ist mit einigen Freunden ausgegangen!’ Und der
Bettler kehrte traurig zurück. Als er an das Haustor kam, da begegnete
ihm die Tochter in der Mitte ihrer Freunde und achtete des Bettlers kaum. Wohl sagte
dieser: ,Liebe Braut meines Freundes, wie liebst du ihn denn, so du seinen
Freund nicht
hörst?’ Die
Tochter aber sprach: ,Ich
will Zerstreuung; wenn der Freund kommen
wird, den werde ich schon wieder lieben!’ Darauf
begab sich
am nächsten Tage der
Bettler wieder zur Tochter und
fand sie
voll Heiterkeit; denn sie hatte ja
eine recht muntere Gesellschaft. Und der Bettler fragte sie: ,Liebst
du wohl deinen Bräutigam - und
bist so
heiter, da er verreist ist in Geschäften um dich?’ Da
schaffte die Tochter den Bettler hinaus
und sprach:
,Das wäre
ein Verlangen!
Ist’s nicht genug, so ich ihn liebe,
wenn er da ist? Was
soll ich ihn in seiner
Abwesenheit auch lieben? Wer weiß, ob er mich liebt?’ Hier warf der Bettler
sein zerrissenes Oberkleid weg und sprach zur erstaunten
Tochter: ,Siehe, der verreist ist, war stets hier, zu
merken deine
Liebe! Da
du aber dachtest kaum an
ihn, und der, der
dir das Zeichen
deines Schwures
zeigte, ward
verstoßen und
verhöhnt, da dir die Weltgesellschaft besser zusagte.
Aber siehe, eben dieser ist jener, der nun vor dir steht,
und ist
jener große
König, dem alle Welt zugehört!
Und dieser
gibt dir
nun alles
zurück, was du ihm gabst,
tausendfach; aber dir kehrt er für ewig den
Rücken, und du sollst nimmer sein Angesicht sehen!’ Tullia! Kennst
du diesen
König und
diesen Bettler? Siehe, Ich
bin es, und
du bist die Tochter! Auf der Welt sollst du glücklich sein;
was aber
nachher, das sagt dir dieses Gleichnis. Ich
gab dir
Leben und
großes Glück, und du magst meiner
nicht gedenken? O
du blindgeborene Römerin!
Ich habe dir
Licht gegeben, und
du hast
Mich nicht
erkannt. Ich gab dir einen Mann aus den Himmeln, und du
wolltest an ihm Meinen
Liebeteil für dich nehmen. Da warst du tot; Ich habe dich wieder erweckt, und
du nahmst dafür der Welt Huldigung an und achtetest Meiner nicht.
Und jetzt, da Ich
dich rufen ließ, bebst du vor Mir wie
eine Ehebrecherin. Sage, was wohl soll Ich mit dir anfangen? Soll Ich ferner noch betteln vor
deiner Türe?
Nein, das
werde Ich nicht, sondern ich werde dir geben deinen Teil, und dann werden
wir quitt sein!“ -
Diese Worte erfüllten das ganze Haus mit Entsetzen. Das Kindlein aber
begehrte mit Seinem Jakob allein hinaus ins Freie zu gehen und kehrte bis zum späten
Abend nicht wieder zurück.
Schon
einmal wurde die Tullia mit der römisch-katholischen
Kirche verglichen und hier
noch einmal. Es ist keine Kritik an
der Römerin, d.h. an
der römisch-katholischen
Kirche, denn sie
hat viel
Liebe.
Doch
das Zeugnis des Jesu-Kindleins
zeigt schonungslos die Lügenhaftigkeit mancher
römisch-katholischen Christen, die der Welt mehr huldigen als dem wahren
Erwecker des Lebens, der da ist Jesus
Christus. Symbolisch
sind die Tullia-Gebärden
und Handlungen und ihr
Weinen ein Bild der römisch-katholischen Christen
und wer tröstet
die Römerin, die Tullia? Maria tröstet die Römerin! Tut sie
dies nicht auch
heute noch? Machen die Katholiken die Maria nicht zur Fürsprecherin und
Trösterin? Aus diesem Gottwortwissen
wird der
übertriebene Marienkult
verständlicher, wir haben
in ihm damals schon ein Gleichnis in der Tullia. Tullia sieht
ihre Fehler ein, bereut
aufrichtigen Herzens und wendet ihre Liebe voll zu Jesus und da wird sie rein.
Gereinigt durch die Liebe zum Jesu-Kindlein nach außen und zum wahren Jesus in
ihr selbst. Genauso steht es mit den Millionen Christen, die
im Marien-Kultus ihre Religiösität
begründet haben. Wenn
sie in
reiner Liebe zu Jesus erwachen, dann sind sie wahrhaft Kinder Seiner
Kirche und Kinder des
Himmels, so wie es bei der Tullia wurde. Und
darum verlangte das Jesulein nach der Tullia. Und das Jesulein
bezeichnete die Tullia nun auch als rechte Speise für Ihn.
Und so sprach das Jesulein
zur Maria:
„Ich sehe noch eine andere Speise.
Gib Mir auch
davon zu
essen. Siehe, es ist das Herz der Tullia, gib
es Mir,
weil du
es schon
für Mich zubereitet hast.“ Hier aber fiel die Tullia vor dem Herrn
nieder und weinte. Danach sprach das
Kindlein folgende Worte zur Tullia.
„Tullia siehe, Ich bin nun recht
müde geworden. Du hast Mich einst auf den Armen getragen und es tat Mir wohl, denn
du hast
recht weiche Arme. Also
erhebe dich auch jetzt und nimm Mich auf dei-ne Arme
und fühle, wie süß es ist, den Herrn des Lebens in den Ar-men zu haben!“
Dies Begehren des Kindleins brach der Tullia
völlig das Herz.
Mit der ihrem Herzen möglichst höchsten Liebe nahm sie
das Kindlein auf ihre weichen Arme
und weinend
sprach sie: „O Herr, wie
ist es wohl möglich, daß
Du mir nun gegen
deine schreckliche
Drohung so
gnädig bist?“
Das Kindlein
sprach: „Weil du die alte Tullia,
die Mir zuwider
war, ausgezogen
und eine neue, Mir werte,
angezogen hast! Doch jetzt sei
ruhig; denn nun habe Ich
dich schon wieder lieb!“ Durch diese Szene
wurden alle zu Tränen gerührt.
Je länger nun die Tullia das Kleine auf den Armen hielt, desto mehr
erkannte sie ihre Lebensfehler in sich und
weinte darob
sehr von Zeit zu Zeit. Da
richtete sich das Kindlein auf und sprach zur
Tullia: „Du Meine liebe Tullia, das
gefällt Mir schon wieder nicht an
dir, daß du nun in einem fort weinst, da du Mich doch
auf den
Ar-men hast. Sei nun heiter und fröhlich, denn Ich
habe kein
Wohl-gefallen an den Tränen der Menschen, wenn
sie da
fallen, wo sie
nicht
vonnöten sind. Meinst du etwa, deine Tränen
werden reinigen dein
Herz von aller Sünde vor Mir? O
siehe, das
ist töricht!
Die Tränen gleiten wohl über deine Wangen und trüben
deine Augen, was dir schädlich
ist sogar, aber übers Herz gleiten die Tränen nicht; wohl aber machen sie es
oft verschlossen, daß dann weder etwas Gutes noch etwas Böses inselbest eingehen
kann. Und
siehe, das bringt dann auch den Tod dem Geiste, dem Geiste, der im Herzen
wohnt, denn ein trauriger Mensch ist stets ein beleidigtes
Wesen und dieses Wesen ist für nichts
aufnahmefähig. Höre, nur drei
Tränen habe Ich in das Auge des Menschen gelegt und
diese sind:
die Freudentränen,
die Mitleidsträne
und die
Träne, die
der Schmerz erpreßt. Diese allein mag
Ich sehen;
aber die
Trauerträne, die Reueträne und die
Zornträne, die
aus dem
Mitleid mit sich
selbst entsteht, sind Früchte des eigenen Grundes und Bodens
und haben bei Mir einen geringen Wert. Denn die Trauerträne
entstammt einem beleidigten Gemüte und
verlangt Ersatz;
kommt dieser nicht, so wandelt sich
ein solch Gemüt leicht in einen geheimen Zorn und endlich
in ein Rachegefühl um.
Die Reueträne
ist ähnlichen Ursprungs und kommt erst
dann nach
der Sünde
zum Vorschein, so eben die Sünde eine wohltätige Züchtigung nach
sich gezogen hat. Dann aber
ist sie keine Träne über die Sünde, sondern nur eine Träne ob
der Züchtigung und darum auch über die Sünde, weil diese die Züchtigung
zur Folge hatte. Auch diese Träne
bessert das Herz nicht; denn
der Mensch flieht dann die Sünde nicht aus Liebe zu Mir, sondern aus Furcht vor
der Strafe, und siehe, das ist ärger denn die Sünde selbst. Was aber die
Zornträne betrifft, so ist sie nicht wert, daß Ich von ihr ein Wort spreche; denn
diese ist ein Quellwasser aus dem Fundamente
der Hölle.
Diese Träne
aber befeuchtet wohl
dein Auge nicht, sondern nur die Reueträne.
Ich aber sage es dir:
Trockne dir auch diese von deinen Augen, denn du siehst ja, daß Ich an
ihr keine Freude habe!“ Hier wischte sich die Tullia die Augen
und sprach: „O Herr, wie
endlos weise und gut bist Du
doch. O wie heiter und fröhlich könnte ich
doch sein,
wäre ich
keine Sünderin mehr. Aber
ich habe in Rom auf Geheiß des Kaisers einem Götzen geopfert und diese Tat
nagt wie ein Wurm an meinem Herzen!“ Und das Kindlein sagte: „Diese Sünde
habe Ich dir schon eher vergeben,
als du sie begangen hast. Aber du warst Mir um die Liebe
des Cyrenius neidig ; siehe, das war eine große Sünde! Ich aber habe dir nun
alles vergeben, und du hast keine Sünde
mehr, weil du Mich wieder liebst;
daher sei fröhlich und heiter!“ Darauf
ward die Tullia, wie
alle im Hause Josefs, voll Heiterkeit wieder, und
alle begaben
sich darauf zum Nachtmahle.
Wir
begeben uns mit zum Nachtmahl in das Haus Josefs. Unsere
Tullia ist unser äußeres Glaubensbekenntnis und Tullia hat Jesus
auf die Arme
genommen, d.h. unsere gläubige
Liebe aus
Traditionsreligion ist nun bereit, mit aller Macht Jesus
aufzunehmen, Jesus als die reine
Wahrheit aus göttlicher Liebe geworden,
und da herrscht
Freude in unserer Seele.
Gestatte
mir noch ein kleines
Tränenevangelium. So heißt
es durch Swedenborg in der
Apokalypsis explicata 4/84 und in der Apokalypsis relevata 884:
Und
Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen.
Das bedeutet
den Zustand
der Glückseligkeit
infolge der
Neigung zum
Wahren, nachdem
das Falsche
durch Versuchungen entfernt
worden ist. Daß die Tränen aus den Augen die Schmerzen des Gemütes über das
Falsche und aus dem Falschen
bedeutet, kommt daher, weil
durch das Auge
das Verständnis der Wahrheit bezeichnet wird
und daher
die Tränen den
Schmerz wegen Nichtverständnis
des Wahren
bedeutet.
So
spricht der Herr durch E. Swedenborg in den
Himmlischen Geheimnissen
(Ziffer 5480):
Weinen bedeutet
Barmherzigkeit, wenn es vom
Herrn
(der
durch Josef ja vorgebildet ist) ausgesagt wird. Daß das
Weinen eine Äußerung des
Schmerzes und der Liebe ist,
ist bekannt. Dann ist sie eine Äußerung
der Barmherzigkeit, denn die
Barmherzigkeit ist Leid tragende Liebe. Die göttliche Liebe
wird deswegen
Barmherzigkeit genannt, weil
das Menschengeschlecht aus sich in der Hölle ist. Und wenn der Mensch dieses in sich wahrnimmt, so fleht er die Barmherzigkeit
an, weil
das Weinen
auch Barmherzigkeit im
inneren Sinne ist. Deswegen
wird einige Male im Wort
auch ein Weinen von Jehova oder Herrn ausgesagt.
Im
Mysterium Magnum von Jakob Böhme lesen
wir im
72. Kap., Vers.4:
Und so heißt es im 1. Moses 45: Josef
konnte sich
nicht länger enthalten wegen
der Menschen
Elend und führte seine große Erbarmung durch den Bund
ins Gesetz, welche
Erbarmung Josefs
großes Weinen
andeutet, da
er sich von seinen Brüdern
nicht mehr konnte enthalten und weinte,
welches andeutet,
daß dieses
Weinen ist die Erbarmung Gottes durch Christus.
Ist
es nicht wunderbar, daß zwei Propheten dasselbe
nur mit
anderen Worten aussagen, die
dann das Kindlein zur Tullia wiederholt?
Erinnern wir uns an die Tränen im Psalm 126,5,
wo der Herr durch David zu uns sagt:
Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten.
Durch
Jakob Böhme ergänzt der Herr in der Menschwerdung (284):
Alles, was mit Tränen gesät wird, mit rechtem Ernst, das wird
zur Substanz und gehört vor Gottes Gericht.
Und
der Herr
bestätigt uns
durch Jakob
Lorber diese
Worte im 4.GEJ 49,4:
Siehe, Ich weinte über Mein großes Elend. (Das ließ Er
dem
Zorel sagen) Aus den Tränen entstand ein
Teich wie Siloah
in Jerusalem. Und Ich bade Mich nun in diesem großen
Teiche und siehe, dieses Teiches Wasser
heilt die
vielen Wunden, Geschwüre
und Beulen am Leibe Meiner Seele.
Und
noch ein Schlußwort des Herrn über die Tränen aus der
Haushaltung Gottes:
O Satana, Ich weinte einst,
da du Mir zuerst
ungehorsam
warst. Jetzt weine Ich und
werde noch einmal weinen, dann aber werde Ich nimmer um
dich weinen, sondern werde dir geben nach deinen Werken und
nach deinem
Willen. Und siehe,
die Liebe Gottes wurde gerührt bis
ins Innerste und es floß die erste Träne aus dem Auge der
ewigen Liebe
und diese Träne floß aus
dem Herzen
der Gottheit
und hieß
und heißt und wird ewig heißen: Die Erbarmung. Diese Träne ward
zum großen
Gewässer und
das Gewässer
ergoß sich in die Tiefe der Tiefen
des Zornes
der Gottheit
und milderte das Feuer des Grimmes Gottes. Und
siehe, die Gewässer wurden
geschieden wie die Tautropfen und
nun siehe, dieser letzte
Tropfen wurde geschaffen zur Erde,
die du und deine Brüder bewohnen