65. bis 75. Kapitel der Kindheit und
Jugend Jesu
Unsere
Zeit liegt in den Händen Gottes. Es ist die Zeit, in der wir unser Leben
erfahren und Sein Leben in uns verwirklichen können.
Es ist eine Gnade Gottes, daß wir schon auf Erden Sein himmlisch reines
Gottwort hören und lesen dürfen. Es ist gerade das
Hören, welches unser
menschliches Gemüt besonders
befruchtet. Das
gehörte Gottwort wirkt über die Nerven des Kleingehirns
über die
Lebenszentren direkt in dein eigenes Herz. In unserem
Herzen wohnt der Geist
Gottes, der diese spirituelle
Nahrung des
göttlichen Wortes liebend,
hungernd und voll Freude aufnimmt. Wir haben leider in unserem
Fernsehzeitalter durch das verstärkte Schauen etwas von
unserem Hören eingebüßt. Deswegen sind gerade
Tonbänder gemüts-erweckend.
Meine Serie Leben und Lehre Jesu Christi will
deshalb mit dem reinen Gottwort dir entgegenkommen, damit deine Seele,
belebt vom Geiste Gottes, die Freuden des Himmels erleben
lernt. Die gehörten
Vaterworte wirken dann die Wunder geistiger
Erweckung. Ebenso ist es mit
der auserwählten Musik, die manchen Hörer
sogar in meditative Zustände
versetzen. Trotzdem sollen wir täglich Gottes Wort lesen. Gottes Wort ist
Gnade, es ist
gegenüber menschlichen
Weisheitslehren belebend, erlösend
und wiedergebärend,
aber nur dann, wenn wir den
göttlichen Worten Glauben schenken, wenn
wir die Wahrheit darin erkennen und unsere Handlungen danach
einrichten. Wer dann vielleicht sogar unter
der verhüllenden, schützenden
Buchstabendecke sogar den Innensinn wahrnehmen kann, der kommt in den
Erbarmungsstrahl des heiligen
Geistes. Wer
ist der
heilige Geist ? Der heilige Geist ist göttliche Liebe
und göttliche
Weisheit, vom Vater kommend in dein Herz
getragen. Im inneren
Geistsinne wird deshalb das göttliche Wort zu einem
heilig reinen Medium, das uns nicht nur mit dem Herrn Jesus
Christus verbindet,
sondern uns auch
verhilft, mit dem himmlischen Vater eins zu werden. Unser Hören und Lesen weckt
den Gehorsam zu Gott. Gehorsam
weckt Liebe. Liebe gebiert
Vertrauen, Vertrauen stärkt Zuversicht
und die Zuversicht
verwirklicht die große Erfüllung , daß Gott in deiner Seele Mensch wird.
Deshalb sprach das Jesu-Kindlein die bedeutungsvollen
Worte: „O Brüder, werdet
Mir gleich,
wollet ihr
ewig glücklich sein.“
Wie werden wir aber göttlich ? Wir
werden gottgleich,
indem wir
Gottes Wort hören und lesen, indem wir Gottes Wort
glauben und anerkennen mit
unserem Verstande. Indem wir Jesus lieben, Seinen Willen erfüllen und
die Werke der Nächstenliebe
wirken. Und
so lehrte der Herr deshalb einst durch Eckehart von
Hochheim. Eckehart wurde aus
dem Gottherzen unmittelbar von der
Liebeweisheit des himmlischen Vaters durchdrungen. Der Herr sprach durch ihn:
Woraus
aber kamen wir ? Wie entstanden wir ?
So
spricht der Herr durch Jakob Lorber in der Haushaltung Gottes, 1.Bd.,3. Kap.:
Euch Menschen dieser Erde rief Ich aus dem Zentrum Meines Herzens hervor
und schuf euch vollkommen
nach Meinem Ebenbilde.
Deshalb
ist unser Ziel das Herz Gottes, dort ist unsere
Heimat, dort
liegt das Ziel unserer Mühe. Nur
dort wird
uns das
wahre Glück
werden. Gottes Herzblut aber liegt
in Seinem
Leben, das
Er uns gleich durchlebte, um
uns aus dem Tode ins ewige Leben zu bringen. Deshalb lauschen wir der ewigen
Frohbotschaft. Leben wir mit, lieben
wir mit, sind wir mitten dabei, erleben wir innerlich all
das Geschehen, was damals für
uns geschah. Dann wird die historische Maria in dir zu deiner Maria und zum
Sinnbild deiner Gottliebe
in deinem Herzen. Wisse,
diese Maria hat empfangen, den König der
Juden. Da hast du den König,
den Gott
der Liebe in deinem eigenen Herzen eingelegt bekommen.
Jesus ist geboren, Er wächst
und reift gemäß deiner Liebe. Unser Erbböses aber,
durch Herodes vorgebildet,
konnte trotz des grauenhaften Kindermordes das
Gottleben unseres Herzens
nicht auslöschen. Jesus lebt in Ostrazine, in Ostrazine deines wachbewußten
Glaubens und Liebens an und
zu Gott.
Das kleine, unmündige Jesus-Kindlein hat dann deine
Maria oder
deine Jesu-Liebe in deinem Herzen die ersten Worte
gesprochen und
der liebevollste Jesus-Mund spricht in der Wiege deines Herzens weitere
weise Worte der Liebe Gottes. Deshalb will auch Josef,
unser Verstand, und seine
Söhne, das
sind unsere
5 Sinne,
die Wiege
der Gottoffenbarung nicht verlassen. Denn Jesus ist
im Kleinkinde
deiner eigenen Brust gegenwärtig. Jesus ist in uns
allen, in
allen Christen, die seine
Geburt zulassen. Deshalb ist die Wiege für
uns auch die wahre Anbetung
Gottes im eigenen Herzen.
Und so wollten die Söhne Josefs die
Wiege nicht
mehr verlassen, denn sie
waren so mächtig ergriffen von der
Liebe zu
ihrem göttlich kleinen
Bruder. Es war
aber schon
ziemlich spät
geworden. Deshalb forderte Josef seine Söhne auf, da sie nun das kleine
Kindlein mit ihrer Liebe umfangen hatten, daß sie nun
endlich schlafen gehen sollten. Josef meinte, das Kindlein
schläft nun,
wir werden nun die Wiege an
das Bett der Mutter stellen und uns auch schlafen
legen. Da schlug das Kindlein die Augen
auf und
sprach: „Bleibt
für diese Nacht alle hier und behaltet die Schlafstube bereit für
die Fremden, die heute hier noch Zuflucht
nehmen werden. Denn bald
wird ein allergewaltigster Sturm
diese Gegend
heimsuchen, dergleichen hier
noch nie vorgekommen war. Aber niemand von euch fürchte sich, denn es wird darum
niemandem ein
Haar gekrümmt werden.
Versperrt aber ja keine Tür, auf daß die Flüchtigen hier Unterkunft finden.
Josef erschrak über diese
Voraussage des
Kindes und eilte sogleich hinaus, um zu
sehen, woher
das Gewitter
kommen werde. Als er aber draußen war,
bemerkte er
nirgends ein Wölkchen.
Der Himmel war rein und kein Wölkchen regte sich. Eine Grabesstille war über
das ganze Land verbreitet
und von
einem herannahenden Sturm war ewig nirgends eine Rede. Josef kehrte zurück,
gab Gott die Ehre und meinte, daß das Kindlein
vielleicht geträumt hätte.
So sprach Josef zu seinen Söhnen:
„Der Himmel
ist rein nach allen Seiten
und kein Lüftchen regt sich. Woher sollte
da ein Sturm werden?“
Kaum aber hatte Josef diese Worte ausgesprochen, da geschah auf einmal
ein Knall wie von tausend Donnern. Die Erde erbebte so gewaltigst, daß in der
Stadt mehrere Tempel und Häuser
zusammenstürzten. Gleich darauf fing ein so heftiger Orkan zu wüten an,
dass Josef das Meer hoch in die
Stadt auftreiben sah. Alles Volk, durch den gewaltigen Erdenstoß geweckt, eilte
hinaus aus der Stadt
auf die höher liegenden Orte. Cyrenius
kam selbst mit Maronius Pilla
und seinem Gefolge. Er kam eiligst hereingeflohen in die Villa zu
Josef und er erzählte ihm ganz
flüchtig nur
die Schauderszenen, die das
Erdbeben und der Orkan bewirkten. Josef aber
beruhigte den Cyrenius dadurch, daß er ihm
sogleich erzählte,
was das Kindlein ehedem
geredet hatte.
Hier fing
Cyrenius wieder leichter zu
atmen an. Das
Toben des
Sturmes erschreckte
ihn nicht mehr, denn er fühlte sich trotz des Tobens
des Sturmes wie wohlgeborgen an der Seite des Kindleins. Als Cyrenius
sich nun wieder ganz erholt
hatte, ging er hin zur Wiege, betrachtete
das Kind und in seiner
Brust war
er voll großer
Gedanken. Das Kindlein aber
schlief ganz ruhig und das entsetzliche Toben des Sturmes beirrte es nicht. Es
fing aber der Sturm so heftig an
das Gebäude zu stoßen, daß Cyrenius einen Einsturz
befürchtete. Er sprach daher zu Josef: „Erhabener Freund, ich meine dem
steten Zunehmen der Gewalten des Sturmes zufolge sollten wir doch lieber dieses
Gebäude verlassen. Denn vielleicht kann eine
mächtige Windhose dieses Gebäude ergreifen und uns alle
miteinander unter dem Schutt begraben. Daher ergreifen wir lieber frühzeitig
die Flucht, da wir denn doch nicht sicher sein können, als könnte hier
eben nicht ebenfalls solches geschehen, wie es in
der Stadt geschehen ist.
Hier aber schlug das Kindlein plötzlich wieder seine himmlisch göttlichen
Augen auf, erkannte sogleich den
Cyrenius und sprach gar deutlich zu ihm: „Cyrenius, wenn
du bei
Mir bist, brauchst du dich nicht zu
fürchten vor
diesem Sturme,
denn auch die Stürme liegen
wie alle Welt in der Hand deines Gottes. Die
Stürme müssen sein und müssen verscheuchen das ausgebrütete Böse der
Hölle leibhaftig. Aber denen, die um Mich
sind, können
sie nimmer zu Leibe; denn
auch die Stürme kennen ihren Herrn und tun nicht planlos, was sie tun. Denn der
eine, höchst liebevoll weise und mächtige Gott hält ihre Zügel
in Seiner
Hand. Daher
sei ohne Furcht, Mein
Cyrenius, sei ohne Furcht bei Mir
und sei versichert, daß da
niemandem auch nur ein Haar gekrümmt wird.
Denn wisse, diese Stürme
wissen es genau, wer hier zu Hause ist. Siehe ,
haben die Menschen heute
Abend sogar dir, der du doch nur ein Mensch bist, eine feurige Ehrung dargebracht. Hier aber ehren
die Stürme jemanden,
der mehr ist als nur ein Mensch, findest du das
unbillig ? Siehe, mein Cyrenius, das ist ein Loblied der Natur, die ihren
Herrn und Schöpfer preist. Ist das nicht billig? O Cyrenius,
die Luft,
die dich anbläst, versteht auch den, der sie erschuf.“
Diese Worte des bald wieder einschlafenden Kindleins
machte alle verstummen und
Cyrenius kniete an der Wiege des Kindleins nieder und betete Es an.
Knien
auch wir geistig nieder vor
der Wiege mit Cyrenius, erleben wir es mit, jetzt in diesem Augenblick. Während wir
im Geiste
niederknien, erleben wir
mit und
stehen mitten
im Geschehen.
Der Sturm ist in uns. Was
bedeuten Stürme? Stürme sind
Versuchungen. Die Stürme kommen an uns dann
heran, wenn
die göttliche
Liebe und das göttliche Licht in unsere Seele eingezogen ist. Dann wehren sich die Seelenspezifikate, die
noch abseits
stehen, die
noch höllisch sind und bekämpfen
das Licht. Das sind die Stürme, die
Kämpfe. Da spricht der Herr zu uns allen, die es hören wollen durch
Seinen Erzengel Raphael:
„O du Mein schwacher, sturmfürchtiger Mensch, was
haderst du gegen die Liebe und Weisheit und gegen die Ordnung Gottes.
Meinst du denn, Gott lasse einen so heftigen
Sturm aus einer Art
Unwillen gegen
die Menschen
wehen ? O schwach bist du noch. Kennst du die
dem Naturleben der Menschen
und Tiere
schädlichen Naturgeister,
die sich aus dem Inneren des Erdkörpers
oft und
besonders in der Zeit des
Herbstes in
einem größeren Maße wegen
der Befruchtung der Erdoberfläche entwickelt
haben ? Kennst du diese Stürme ?
Das
ist ein Wort für dich
und deine
Seele. Gerade
zur Herbstzeit
kommen die Stürme, dann, wenn die Früchte in uns reifen sollen,
die Früchte des Gottwortes. Dann kommen die Versuchungen und behindern
uns an den Werken der Liebe, bekämpfen uns in der Schwäche, dort, wo wir
Schwächen haben.
Kennst du
das Naturleben
dieser Seelenspezifikate, die verhindern wollen, daß sich der Geist
Gottes ausbreitet ? So sagt uns der Herr noch weiter durch Raphael:
Ich zeigte euch jetzt, daß der Naturgrund des Sturmes eine naturgeistige Bedeutung hat und jetzt zeige ich
noch etwas hinzu, damit ihr
auch ersehen könnet, wie des Herrn Liebe
und Weisheit bei solchen Gelegenheiten nicht nur
für die Befruchtung
des Erdreiches
und für
die Reinigung
der Luft, sondern dabei auch für die
moralisch-höhere Befruchtung des Menschenherzens und
für die Reinigung der Seelenluft
sorgt. Das hat sicher einen noch größeren
Wert als
die noch größere Befruchtung des Erdreiches
und die
Reinigung der Erdluft.
So
spricht der Herr zu uns durch Swedenborg, damit
wir verstehen können die Stürme
der Natur, die Stürme der Seele. Menschen,
die in die Versuchung geraten, befinden
sich im Ungestüm stürmischer Geister. Nach deren Zerstreuung wird es
erst heiter. Dies ist der Anfang des in die Ordnung Gebracht-Werdens aller
Dinge in
deiner Seele. Ehe aber etwas in
Ordnung gebracht
wird, ist
es das
Gewöhnlichste, daß es zuerst in ein
Durcheinander, gleichsam
in ein Chaos gebracht wird . So wird , was nicht gut
zusammenhängt, geschieden, und wenn es geschieden ist, dann bringt
es der
Herr in Ordnung. Dies kann
verglichen werden mit demjenigen, was in
der Natur existiert, wo auch alles und jedes zuvor in einem
Durcheinander gebracht wird, ehe es geordnet wird. Wären keine Stürme
in der Atmosphäre, welche das Fremdartige
zerstreuen, so würde die Luft nie
gereinigt, sondern verpestende Dünste würden
zum Verderben
angehäuft werden.
Ebenso geschieht
es im
menschlichen Leibe.
Wenn
nicht alle Teile des Blutes, sowohl
die Ungleichartigen
wie die Gleichartigen beständig und zu
wiederholtem Male in unserem
Herzen zusammenflössen, daselbst vermengt würden, so würden die
Flüssigkeiten um Verderben zusammenkleben. Das Einzelne würde nicht zu
seinen Nutzzwecken verwendet werden.
So
verhält es sich auch beim
wiederzugebärenden Menschen. Deshalb
erwähnt das göttliche Wort oft den Sturm und
der Sturm
bezeichnet die Zerstreuung des Falschen und Bösen während der
Versuchungen. Da geschieht es, daß böse Geister und Genien, die
alles in Unordnung brachten, von Gott wieder in Ordnung
gebracht werden. Das kann
erhellen aus dem Wort, z.B. aus Jesaias im Alten
Testament, wo es heißt:
Und du wirst sie verworfeln und der Sturm wird über
sie wegführen und der Wind wird sie zerstreuen und du wirst frohlocken
in Jehova, im heiligen Israel dich rühmen.
Bedenke,
Stürme sind Versuchungen, Versuchungen der bösen
Geister, Dämonen, Sirenen und Sybillen, Satane und Teufel und wie
sie alle benannt werden. All
die bösen Wesenheiten, entstanden aus deinem vormaligen Denken und Wollen,
bringen deine gesamte Seelennatur in Unordnung, verursachen in deiner Seele die
schweren Dünste und wenn die Früchte
reifen wollen, die Früchte
des göttlichen Liebewortes,
dann müssen die Stürme kommen, gerade vorher, damit das Faule und das
Schlechte, das Unedle und Unreine
von dir
hinweggefegt wird und das göttlich Gute und Wahre frei und rein
wird. Man
nennt diesen
Zustand den
Zustand der
Versuchung. Kein
Mensch kann
wiedergeboren werden, der
nicht in
diese Versuchungen
kommt. Dazu möchte ich dir noch einige Worte zitieren, die der Herr uns über
die Versuchungen offenbart hat.
Durch Swedenborg spricht der Herr:
Nur die, welche wiedergeboren werden,
kommen in
geistige Versuchungen, denn die geistigen Versuchungen sind Schmerzen des
Gemütes bei denen, welche im Guten und
Wahren sind. Sie werden herbeigeführt von bösen
Geistern. Indem sie das Böse bei jenen aufregen,
entsteht die
Beängstigung, welche infolge der Versuchung sich ausbreitet, oft bis zur
Verzweiflung. Der Mensch weiß nicht,
woher sie kommt, weil er diesen Ursprung
nicht kennt.
Inwendige Beängstigungen kommen im Menschen nur dann, wenn
er versucht wird. Es gibt aber auch
äußere Beängstigungen.
Das sind dann natürliche
Bangigkeiten. Heutzutage, da der Glaube
schon sehr
selten geworden , die Liebetätigkeit
schon nahezu verloschen und
die Kirche nahe an ihrem
Ende ist, so werden heutzutage Wenige in
irgendwelche geistige
Versuchungen zugelassen. Daher
kommt es, daß kaum jemand weiß, was
geistige Versuchungen
sind.
Als
Schlußwort setzt der Herr durch Swedenborg folgende Worte:
Die Versuchungen dienen also dazu, dem Guten die
Herrschaft über das Böse
einzuräumen und dem Wahren
die Herrschaft über das
Falsche zu
verschaffen. Es
ist niemand anderer, der da
kämpft als
allein der
Herr. Der Herr Jesus allein
kämpft für den Menschen in
den Versuchungen. Wenn der
Mensch nicht glaubt, daß der Herr Jesus für ihn allein kämpft, für ihn überwindet,
so besteht er nur eine äußere natürliche Versuchung, die ihm keinen inneren
geistigen Nutzen bringt und
daher nicht für die
Wiedergeburt taugt.
Über
diese Worte laß uns nachdenken. Bedenken
wir, die
Stürme von Ostrazine geschehen in deinem und in allen Herzen, die
da wiedergeboren werden.
Nehmen wir die Versuchungen aus
den geistigen Ebenen an,
damit wir unsere Hölle überwinden und unsere Seele für den Geist
Gottes frei
wird und
wir die
goldenen Früchte
im Herbst ernten dürfen. Die goldenen Früchte werden uns aus den
Segnungen des heiligen
Geistes. Der
Sturm wütet
immer noch
über Ostrazine und hat dort viel zerstört und doch finden wir
Frieden an der Wiege des
kleinen Kindes, finden dort Heimat im Lichte. Denn Er ist es, der uns diese Heimat schenkt.
Wir sind dort keine Fremdlinge
in diesem neuen Himmel, in unserer Heimat im Herzen des Vaters. Wir knien im
Geiste mit Cyrenius an der Wiege und beten
das Jesu-Kindlein an und wir
beten es im eigenen
Herzen an
und verbringen so eine
ruhige Stunde, trotz des
Tobens des
Sturmes, der draußen über
Ostrazine wütet.
Nach
Verlauf von einer Stunde kamen Eilboten
der Heidenpriester in das Haus
Josefs und berichteten von dem unerhörten Orkan, vom Feuer, das aus der Erde
bricht, in fliegenden Feuersäulen, den
vielen Menschenopfern und vom
ungeheuerlichen Sachschaden.
Die Priester hätten sich entschlossen, um die Götter
wieder zu
versöhnen, tausend Jünglinge und tausend Jungfrauen zur Sühne den Göttern
zu opfern. Die Priester warteten nur auf das „fiat“
des Cyrenius.
Cyrenius erschrak über
diese Botschaft
ganz gewaltig
und wußte nicht, was er nun
beginnen sollte. Dem Priesterrufe getraute
er sich nicht, der Staatspolitik wegen, schnurgerade zu widersetzen. Das
Opfer aber zu billigen, war
seinem Herzen noch unmöglicher als den Priestern zu widersprechen. Er wandte
sich daher an das Kindlein,
welches eben wach geworden war und fragte es um einen Rat in dieser
schrecklichen Sache. Das Kindlein aber sprach:
„Sei ruhig, denn in einer Minute wird sich
der Sturm legen und die, welche
Menschen schlachten wollen, sind nicht
mehr. Daher
sei ruhig.“ Nun
forderte Cyrenius, um Zeit
zu gewinnen, die Übergabe einer Liste der
zu opfernden
Jünglinge und
Jungfrauen von
den
drei Unterpriestern. Er wolle sich überzeugen, ob die Wahl der Opfer
gerecht sei. Inzwischen hatte sich der
Sturm gelegt,
aber das Priestergebäude,
zu dem die drei Unterpriester
eilten, war
völlig vom Erdboden vernichtet
und die
höheren Priester
unter dem Schutt begraben.
Die Eilboten kehrten
deshalb schnell
wieder zu
Cyrenius zurück und erzählten ihm
vom Untergange der
Priester. Nun wollte Cyrenius die Opferung nullieren, doch die
Unterpriester drängten um so
bestimmter zur
Opferung der
für die
Götter bestimmten Jugend.
Cyrenius gelang es, die Opferung
auf den nächsten Morgen zu
verschieben. Die Unterpriester eilten zu der Jugend, die für die Opferung
bestimmt war,
und verkündeten
mit höhnischen
und triumphierenden Worten
der Jugend die morgige Opferung.
Zu
bemerken ist, daß die Opferung in der damaligen
Zeit mit
den unbeschreiblichsten
Marterarten verbunden war.
Man kann verstehen, daß
Cyrenius besonders eilig
am nächsten Morgen
zum Opferplatz ging, um der armen Jugend
endlich die Freiheit zu verkünden.
Als er das
entsetzliche Angstgeschrei der Jugend hörte,
beschleunigte er seine Schritte. Nun verhörte
Cyrenius in aller Strenge die drei Unterpriester und wollte sie
umstimmen und ihr Mitleid für die zu opfernde Jugend wecken. Doch
vergeblich, ihr religiöser Fanatismus hatte sie ganz bestärkt
und sie
sagten nur, wo die Götter fühlen, da hat es mit dem
Menschlichkeitsgefühl ein Ende. Da
ergrimmte Cyrenius
über die
Rohheit der Unterpriester
und sagte ihnen: „Seht, das
große Fatum
hat beschlossen, daß ihr drei Unterpriester
getötet werdet
und die Jugend frei geht.“
Er schenkte der Jugend das Leben
und verurteilte dafür die
herzlosen Unterpriester zum feurigen
Kreuzestod.
Unter
feurigem Kreuzestod wurde verstanden, daß man
Metallkreuze bis zur Glut erhitzte und dann die Deliquenten darauf
brachte.
Nach Josefs Einsprache begnadigte er
aber die
drei Unterpriester.
Doch die Begnadigung ließ er den drei Unterpriestern
erst am nächsten Tag verkünden. Sie sollten in der angsterfüllten und
bangvollen Nacht ihre Schuld an der beabsichtigten Tötung
der Jugend
büßen.
Durch dieses Geschehen wurde Maria ganz verängstigt und bemerkte,
daß vielleicht
für gewisse
Fälle das
Kindlein noch
zu wenig Macht besäße. So
sei ja auch die Familie vor dem Kindermord von
Bethlehem geflüchtet. All dieses Bedenken wuchs in Maria mehr und mehr und sie
war richtig verängstigt
und sagte, ob
nicht bei
kommenden Gewitterstürmen von
den Priestern
in ihrem
Wahne z.B. auch das Kind zur
Opferung bestimmt werden könnte. Diesmal
war es der gute Josef, der
Maria irgendwie
wieder beruhigen
konnte. Dann lächelte das Kindlein der Mutter ins Angesicht und sprach
zu ihr: „Maria, so jemand einen Löwen gebändigt hätte, daß dieser
ihn gleich einem sanftmütigen
Lasttiere herumtrüge,
meinst du
wohl, daß es da löblich wäre, sich
auf dem
mächtigen Rücken
vor dem flüchtigen Hasen zu
fürchten ?“
Dieses
kleine Gleichnis wollen wir als Entsprechungsbeispiel
nutzen, um in den tiefen Innensinn einzudringen. Maria verstand nämlich
die Weisheit dieser Worte nicht.
Der Löwe und der
Hase werden
uns hier als Symboltiere vorgestellt. Der Löwe war in biblischen Zeiten
in Palästina allgemein verbreitet. Das mächtige Raubtier
zerstreute die Herden und ließ sich auch durch das Geschrei der Hirten
nicht vertreiben. Selten konnte der Hirte das
geraubte Tier
retten. Orientalische Könige jagten Löwen und ließen sie fangen.
Zum Transport
dienten auch Käfige. Der Graben, in dem Löwen waren und in dem Daniel
geworfen wurde, ist wohl ein unterirdischer, zysternenähnlicher Zwinger
gewesen, in dem die Löwen in Babylon gehalten wurden. Im übertragenen Sinne
ist der Löwe ein Sinnbild für das Volk Israel und für die Stämme Juda ,Gath,
Dan. So wird auch Gott als
Richter mit einem Löwen
verglichen, in Jesaias und in Hoseas. In der
Offenbarung Johannis heißt Christus der Löwe aus dem Geschlecht Juda.
Weiter
dient das Bild des Löwen dazu, um Mut und Kraft in
unbändige Gewalt der Feinde und des Satans darzustellen, wie wir dies
in den Sprüchen im Samuel-Buch und in den
Psalmen nachlesen können,
sowie im 1. Petrus-Brief. Auch eingebildete
Gefahren bezeichnen den Löwen
und der Friede des
künftigen Gottesreiches
wird auch die Raubtiernatur des Löwen verwandeln, so heißt es schon in Jesaias. Der Friede des künftigen Reiches wird den
Löwen verwandeln und er
wird mit den Schafen das Gras fressen.
Soweit
ein Blick in die Bibel über den Begriff Löwe.
Blicken
wir nun auch auf die Symbolik des Löwen in
den Kulturen.
Der
Löwe galt schon immer als König der Tiere. Neben
dem Adler wurde er als König
bezeichnet. Er war weitverbreitetes
Symboltier, meist mit sonnenhafter Bedeutung oder mit engem Bezug zum
Licht, u.a. wohl wegen seiner Kraft, seiner goldgelben Farbe und der
strahlenartigen Mähne, die sein Haupt umgibt.
Die Beziehung zum Licht drückt sich auch in der ihm zugeschriebenen
Eigenart aus , niemals die Augen zu
schließen. Weitere
symbolprägende Eigenschaften
sind vor allem Mut, Wildheit und angebliche Weisheit.
Als Sinnbild der Macht
und Gerechtigkeit
begegnet die Darstellung des
Löwen oft an den Herrscherthronen
und Palästen , sie werden als Skulpturen beigesetzt. In China und in Japan galt
der Löwe ähnlich wie der Drache als Dämonen abwehrend, weshalb er oft als
Tempelwächter dargestellt wurde. Auch ägyptische, syrische und babylonische
Tempel werden oft von Löwenskulpturen
bewacht. In
Ägypten begegnen
Darstellungen von zwei aneinander mit
dem Rücken
zugewandten Löwen, die den
Aufgang und Untergang der Sonne, Osten und
Westen oder gestern und morgen
symbolisieren. Im Mithras-Kult
symbolisiert der Löwe die Sonne.
Der indische Gott Krishna sowie Buddha werden mit
Löwen verglichen. Wegen
seiner unbändigen Kraft stand der Löwe
vor
allem in der Antike auch
Fruchtbarkeits- und Liebesgöttern nahe. Das Mittelalter sah im Symbolbild des Löwen
die Auferstehung Christi. Darstellungen vom Löwen können auch die
Auferstehung am jüngsten Tag
darstellen.
Auf
den negativ-bedrohlichen Aspekt des kraftvollen
Löwen beziehen sich
mittelalterliche Darstellungen, die
Menschen oder
andere Tiere verschlingende Löwen zeigen, sie sind meist Symbole
für un-heilvolle
Bedrohungen oder für strafende
Mächte. Ähnlich
negativ begegnet die Stärke des Löwen auch
in Darstellungen oder mythischen
Erzählungen von Löwenkämpfen und Löwenjagden,
in denen der Löwe als Repräsentant ungezähmter Wildheit von Helden
über-wunden werden,
z.B. Herakles.
Der geflügelte
Löwe ist
wieder Attribut und
Symbol des Evangelisten Markus. Der Löwe ist auch das 5.
Zeichen des Tierkreises, sein Element ist das Feuer.
Was sagt nun das göttliche Wort ?
So spricht der Herr durch Swedenborg:
Der Löwe bezeichnet das Gute der Liebe
und das
daraus hervorgehende Wahre in seiner Macht. Denn
wenn vom Herrn aus gesagt
wird, er ist der Löwe von Juda, so
deshalb, weil Juda das
Himmlische der Liebe bezeichnet.
Deshalb
wird in der Offenbarung der Herr auch der
Löwe genannt. Der Herr wird in einem Worte öfters mit einem
Löwen verglichen.
Z.B.
in Hosea 11,10:
Alsdann wird man dem Herrn nachfolgen , er wird brüllen wie ein Löwe;
und wenn er wird brüllen,
werden wir
in Ehrfurcht hinzutreten.
An
einer anderen Stelle sagt der Herr in der enthüllten
Offenbarung
durch
Swedenborg:
Der Löwe bedeutet das göttlich Wahre des Wortes in Ansehung seiner
Macht.
Und
in der erklärten Offenbarung sagt der Herr durch Swedenborg:
Siehe es
hat überwunden
der Löwe,
das bedeutet
den Herrn Jesus Christus, sofern Er aus eigener Macht die Hölle
unterjocht und dort alles und in den
Himmeln in
Ordnung gebracht hat.
Dies erhellt
aus der
Bedeutung von überwinden,
wenn vom Herrn die Rede ist. Und darum bedeutet
Löwe die
Macht des
Göttlichen, die Macht im
Herrn Jesus Christus.
Der
Hase als
das 2. Bedeutungstier wird
oft mit dem Kaninchen
leichgesetzt. Als Symboltier ist er das Mondhafte, weil er tagsüber schläft
und weil er sehr fruchtbar ist. In den Märchen und Sagen vieler Völker ist der
Mond daher auch entweder selbst ein
Hase oder aber die hellen
und dunklen Flächen des Mondes werden als Hasen gedeutet. Wegen seiner
Fruchtbarkeit und weil er sich gern in
Erdfurchen versteckt, steht der Hase in enger Beziehung zu der als Mutter
verstandenen Erde und gilt als Symbol
für die
ständige Erneuerung des
Lebens. Auch die scherzhafte Vorstellung von einem eier-legenden Osterhasen
potenziert dieses
Fruchtbarkeitssymbol . Da man die reiche Nachkommenschaft
des Hasen
auch auf die große Sinnlichkeit zurückführte, begegnete er
gelegentlich als Tier mit
sexuellem Symbolbezug. Ich möchte
an den Kupferstich von
Albrecht Dürer erinnern.Bei Adam und
Eva wird die
Sinnlichkeit der Schlange
durch den
Hasen ebenfalls
symbolisiert, auch durch eine Katze. Wegen seiner
Furchtsamkeit gilt der Hase verschiedentlich als Symbol für die Angst
und Feigheit.
Seine angebliche Fähigkeit,
mit offenen Augen schlafen zu können
, ließ ihn zu
einem Symbol
der Wachsamkeit werden. Wegen
seiner Schnelligkeit
erscheint er als Sinnbild der rasch dahineilenden Lebenszeit
und der Wanderlust.
In der Bibel wird der Hase als unreines Tier erwähnt.
Was sagt das göttliche Wort über den Hasen ?
In
Swedenborgs Entsprechungskunde begegnet uns
der Hase nicht. In Robert Blum spricht der Herr ausführlich über den
Hasen (2.Bd, Kap. 262,3). So
wird uns geschildert, daß im linken Ohr des
Sternbildes Hase sich Geister auf einem Weltlörper befinden, die als
Wandergeister bezeichnet werden. Reisen und
Wandern ist
ihre größte Lust. Wenn
diese Lust diesen Geistern beschränkt wird,
dann sind sie höchst unglücklich.
Diese Geister sind auch sehr unruhig. Robert nannte sie Spring-ins-Feld. Sie
wandern immerzu wie das Licht und entfernen
sich immer mehr vom Zentrum, bleiben
immer wieder in der Sphäre des weisheitsvollen Erkennens , aber nicht in der tätigen Liebe.
Soweit zu den beiden Symboltieren.
Mit
diesem Gerüst der Erkenntnisse und
aus dem Gottwort können wir bereits selbst die Entsprechung lösen. Können wir die
Worte des Kindleins an Maria
nun verstehen?
Der
Löwe ist die gebändigte Kraft Gottes, die sich
in unseren
Seelenüberresten entwickelt hat. Der
flüchtige Hase, der immer
wieder wie das Licht hinauseilt und
von Erkenntnis zu Erkenntnis wandert,
erkennst du nicht den Hasen, der auch als sinnliches Tier bezeichnet wird
? Dies ist unsere flüchtige Seele.
Ist die Seele nicht Lichtstruktur ? Obwohl sie auf dem Löwen sitzt, ängstigt
sie sich und zerreißt sich,
zerstreut sich immer mehr vor lauter Furcht und
Angst. So
erkennen wir, daß dieser Spruch für Maria, auch für
unsere Maria
in uns gilt, nämlich
für unsere
Liebe im Herzen. Wir sitzen
auch auf einem Löwen, wir haben
die Macht Gottes gebändigt, bändigen dürfen,
wie Samson durften wir mit dem Löwen ringen. Wir haben durch das Wort, das wir
gehört oder gelesen haben, die Macht des Wahren uns zum Lasttier gemacht und es
trägt uns nun geduldig und erbarmend
auf seinem
Rücken und
die Hasenhaftigkeit
unserer Seele fürchtet sich
noch. Gott, erbarme
Dich unser !
Herr Jesus,
vergib uns unsere Schuld, daß
wir noch so flüchtig sind, so
furchtsam wie
die Hasen.
Das Kindlein
aber sprach noch einmal zu Maria und zwar ganz ernsten Angesichtes: „Ich bin
der mächtige Löwe von
Juda, der
dich auf
Seinem Rücken trägt, wie magst du dich
denn fürchten vor
denen, die Ich mit einem Hauche
verwehen kann
wie lose
Spreu ?
Meinst du denn,
Ich bin vor Herodes geflohen, um Mich zu sichern
vor seiner Wut? O nein, Ich floh nur, um ihn zu schonen, denn hätte ihn ein
Angesicht gesehen, da wäre es mit ihm ewig ausgewesen.
Siehe, die Kindlein aber, die für Mich erwürgt
worden sind
durch Herodes,
sind überaus glücklich schon in Meinem Reiche und sind täglich um
Mich und
erkennen in
Mir schon
vollkommen ihren
Herrn für ewig. Siehe Maria, also stehen die Dinge, daher du wohl von
Mir allenthalben schweigen sollst wie es befohlen
ward. Aber du für dich
solltest wohl wissen, wer der ist,
den du
Gottes Sohn
heißen sollest und Ihn also auch geheißen hast.“ Diese
Worte erschütterten die
Maria durch und durch , denn sie sah nun ganz
ein, daß sie den Herrn auf den
Armen trägt.
Auch
wir tragen den Herrn auf den Armen unseres
Herzens und Er sprach und spricht zu uns diese Worte.
Es hatte aber auch der Maronius, der sich hinter der Maria befand, die Worte des Kindes
vernommen und
fiel nieder
vor dem
Kinde und Cyrenius entdeckte nun
erst Maria und das Kind. Und er
eilte plötzlich hin zum
Kinde und er küßte
es und koste es und das Kind
sprach wieder: „Cyrenius, erhebe deinen Maronius,
denn er ist nun schon bearbeitet, nun darf er Mich erkennen.“
Und
so wird auch in unserem Verstande
der letzte
Zweifel, durch
Maronius Pilla vorgebildet, von uns genommen und wir
glauben, daß in Jesus Christus unser Gott und Vater Mensch geworden ist,
damals im historischen Bethlehem, heute
im wahrheitsvollen, liebeerfüllten
Bethlehem unseres Herzens und allen Herzen, die Jesus als Gott und Vater in sich
zulassen.
Nach dieser
rührenden Szene
mit dem kleinen Jesu-Kindlein ließ
Cyrenius den Befehl über seinen Adjutanten ergehen
an alle Römer, daß alle Übungen ausfallen sollten. Es war ja schließlich
der Orkan und die Verwüstung der Stadt wichtiger als die militärischen
Übungen. Nach dem Morgenmahl begab sich Cyrenius
mit der heiligen
Familie in die zerstörte Stadt. Es
war viel zu tun. Verschüttete mußten befreit werden und notwendige
neue Häuser
und Unterkünfte errichtet
werden. Zu diesem Behufe ernannte Cyrenius
die älteren
drei Söhne des Josef zu den Oberaufsehern in Sachen der Baukunst.
Nun wollte Cyrenius die Verschütteten befreien helfen, doch da sagte
das Kindlein, was noch
wichtiger wäre. Er sollte zu den Dreien
gehen, die er gestern zu dem feurigen Kreuz
verurteilt hatte, denn sie wären
schon sehr in Ängsten. Cyrenius wollte
eher den
staatlichen Geschäften folgen als dem, was der kleine Jesus sagte. Doch
der kleine Jesus bestand
darauf und
so entschloß sich Cyrenius,
dem Kinde gehorsam zu sein. Sie gingen nun
zum Richtplatz,
dort fanden sie die drei
Priester fast entseelt vor zu
großer Angst
vor dem martervollen Tode. Nur einer der drei Priester hatte
noch so
viel Geistesgegenwart, daß er sich vor dem
Cyrenius mühsam erhob
und ihn um eine gnädigere Todesart bat. Cyrenius aber sprach zu ihm und zu den
anderen beiden:
„Sehet an
das Kind, das
da diese Mutter auf den Armen trägt, das gibt euch das
Leben wieder und so schenke
ich es euch und widerrufe mein Urteil. Erhebet euch
daher wieder und wandelt frei,
fiat ! Ihr Wachen,
ihr Richter, ihr
Lektoren, ziehet ab mit allem,
fiat !“ Dieser Gnadenruf
nahm den drei Priestern das Leben, aber das Kindlein streckte die Hand über
sie aus und sie
erwachten wieder ins
Leben
und folgten
sogleich ganz erheitert ihrem kleinen Lebensretter.
So
auch wird uns die Gnade
gegeben. Bösewichter
unserer Seele,
entstanden aus
unserem sündhaften Denken,
werden auch
wieder durch unseren kleinen
Jesus zum Leben berufen.
Vom Richtplatz zogen
alle wieder
mit den
drei Priestern
in die Stadt. Als die Gesellschaft der Stadt näherkam
und die mächtigen
Schutthaufen des großen Tempels
und des Priester-Palastes sahen, da schlug Cyrenius die Hände über den Kopf
zusammen und sprach mit lauter Stimme:„Wie sehr verändert siehst
du aus, Ostrazine, so kann nur eine Macht Gottes wirken! O Menschen,
wollet ihr
kämpfen mit dem, der den Elementen gebietet? Sie folgen
seinem Winke, wollet ihr
Richter sein, wo der Gottheit
Allmacht gebietet
und herrschen, wo euch ein
leiser Wink des ewigen Herrschers zertrümmert ? Nein, nein, ich bin ein Tor, daß
ich noch mein Schwert umgürtet trage als hätte ich eine Macht.“ Wie verklärt sprach Cyrenius weiter: „Weg mit
dir, du elendes Schwert, da in
diesem Schutthaufen ist
der beste
Platz für
dich! Mein
wahres Schwert
aber sollst Du sein, du mein Jesus, den die Mutter
auf den Armen trägt.“
Hier löste Cyrenius plötzlich sein
Schwert samt
dem Ehrengürtel vom Leibe
und wollte es mit aller Gewalt
in den Schutthaufen werfen.
Aber das Kindlein, das sich zur
Seite des Cyrenius auf den Armen
der Mutter befand, sprach zu ihm:„Cyrenius, tue nicht, was du tun willst, denn
wahrlich, wer das Schwert nach deiner Art
trägt, der trägt es gerecht. Wer das Schwert gebraucht als
Waffe, der werfe es von sich. Wer es aber gebraucht als
Hirtenstab, der
behalte es, denn also ist es der Wille dessen, dem Himmel
und Erde
ewig gehorchen müssen. Du
aber bist ein Hirte denen, die in
das Buch
deines Schwertes geschrieben sind. Daher umgürte dich nur wieder mit der gerechten Ehre, auf
daß dich dein Volk erkennt, daß du ihm ein Hirte bist. Bestünde deine
Herde pur aus Lämmern, da bedürftest
du keines Stabes. Aber es gibt darunter
sehr viele
Böcke, darum möchte Ich dir lieber noch einen Stab hinzugeben
als dir
den einen nehmen. Wahr ist es, außer in Gott gibt es keine
Macht, aber wenn dir Gott die Macht verleiht, dann sollst du sie nicht
von dir
werfen, was Gottes
Fluch gerichtet
hat.“ Diese
Worte brachten den Cyrenius
sogleich zur Umgürtung des Schwertes unter
steter stiller Anbetung des Kindleins.
Die drei Priester aber, die begnadigt und belebt vom Kinde
geworden waren, entsetzten
sich allgewaltigst vor der Weisheit
dieses Kindleins.
Wir
alle wollen das Schwert annehmen, das uns Jesus
reicht, damit wir in voller
Verantwortung unsere Gedanken, unsere Willensregungen
und unsere
Handlungen wirken
als gerechte Machthaber des göttlichen Wortes, denn durch das Wort hat
uns Gott, der Vater, das Schwert gereicht, das wir als Hirtenstab benützen
sollen für unsere Geschwister.