65. bis 75. Kapitel der Kindheit und Jugend Jesu 

Unsere Zeit liegt in den Händen Gottes. Es ist die Zeit, in der wir unser Leben erfahren und Sein Leben in uns verwirklichen können.  Es ist eine Gnade Gottes, daß wir schon auf Erden Sein  himmlisch  reines Gottwort hören und lesen dürfen. Es ist gerade das  Hören,  welches unser menschliches  Gemüt besonders befruchtet.  Das  gehörte Gottwort wirkt über die Nerven des Kleingehirns  über  die  Lebenszentren direkt in dein eigenes Herz.  In  unserem  Herzen wohnt  der  Geist Gottes, der diese  spirituelle  Nahrung  des  göttlichen  Wortes liebend, hungernd und voll Freude aufnimmt. Wir haben leider in unserem  Fernsehzeitalter durch das verstärkte Schauen etwas von  unserem Hören eingebüßt. Deswegen sind gerade  Tonbänder  gemüts-erweckend. Meine Serie Leben und Lehre Jesu Christi  will  deshalb mit dem reinen Gottwort dir entgegenkommen, damit deine Seele, belebt vom Geiste Gottes, die Freuden des Himmels erleben  lernt. Die  gehörten  Vaterworte wirken dann die Wunder geistiger  Erweckung.  Ebenso ist es mit der auserwählten Musik, die manchen  Hörer  sogar  in meditative Zustände versetzen. Trotzdem sollen wir täglich Gottes Wort lesen. Gottes Wort ist  Gnade,  es ist  gegenüber  menschlichen  Weisheitslehren belebend,  erlösend  und  wiedergebärend,  aber  nur dann, wenn wir den göttlichen Worten Glauben schenken,  wenn  wir die Wahrheit darin erkennen und unsere Handlungen danach  einrichten. Wer dann vielleicht sogar unter  der  verhüllenden,  schützenden Buchstabendecke sogar den Innensinn wahrnehmen kann, der kommt in den Erbarmungsstrahl des  heiligen  Geistes.  Wer  ist  der  heilige Geist ? Der heilige Geist ist göttliche Liebe  und  göttliche  Weisheit, vom Vater kommend in dein Herz  getragen. Im  inneren  Geistsinne wird deshalb das göttliche Wort zu einem  heilig reinen Medium, das uns nicht nur mit dem Herrn Jesus  Christus  verbindet,  sondern uns   auch verhilft, mit dem himmlischen Vater eins zu werden. Unser Hören und Lesen weckt den Gehorsam zu Gott.  Gehorsam  weckt  Liebe. Liebe gebiert Vertrauen, Vertrauen  stärkt  Zuversicht  und  die Zuversicht verwirklicht die große Erfüllung , daß Gott in deiner Seele Mensch wird. Deshalb sprach das Jesu-Kindlein  die  bedeutungsvollen Worte: „O  Brüder,  werdet  Mir  gleich,  wollet  ihr  ewig glücklich sein.“

Wie werden wir aber göttlich ? Wir  werden  gottgleich,  indem  wir  Gottes Wort hören und lesen, indem wir Gottes Wort  glauben  und anerkennen mit  unserem Verstande. Indem wir Jesus lieben, Seinen Willen erfüllen und die Werke der  Nächstenliebe  wirken.  Und  so lehrte der Herr deshalb einst durch Eckehart von  Hochheim.  Eckehart wurde aus dem Gottherzen unmittelbar  von der  Liebeweisheit des himmlischen Vaters durchdrungen. Der Herr sprach  durch  ihn: 

Was ihr liebet, werdet ihr. Das tut die Liebe, die  so  ganz dem gleicht, den sie liebt. Darum wurde unsere Seele vom Vater zum Gleichnis und Bilde Gottes  geschaffen.  Dieses Gleich und Gleich ist auch der Grund für die Vereinigung unserer Seele mit dem geliebten  Jesus.  Deshalb  ist  auch  unser einziges und wahres  Glück,  wieder  dorthin  zu  gelangen,  woraus  wir geflossen sind. 

Woraus aber kamen wir ? Wie entstanden wir ?

So spricht der Herr durch Jakob Lorber in der Haushaltung Gottes, 1.Bd.,3. Kap.:                                                              

Euch Menschen dieser Erde rief Ich aus dem Zentrum Meines Herzens hervor und  schuf euch vollkommen  nach Meinem Ebenbilde.          

Deshalb ist unser Ziel das Herz Gottes, dort ist unsere  Heimat,  dort  liegt das Ziel unserer Mühe.  Nur  dort  wird  uns  das  wahre  Glück  werden. Gottes Herzblut aber  liegt  in  Seinem  Leben,  das  Er  uns gleich durchlebte, um uns aus dem Tode ins ewige Leben zu bringen. Deshalb lauschen wir der ewigen  Frohbotschaft. Leben wir mit,  lieben wir mit, sind wir mitten dabei, erleben wir innerlich all  das  Geschehen, was damals für uns geschah. Dann wird die historische Maria in dir zu deiner Maria und zum Sinnbild deiner  Gottliebe  in  deinem Herzen. Wisse, diese Maria hat empfangen, den König  der  Juden. Da hast du  den  König,  den  Gott  der Liebe in deinem eigenen Herzen eingelegt bekommen.  Jesus  ist geboren, Er wächst und reift gemäß deiner Liebe. Unser Erbböses aber,  durch  Herodes vorgebildet, konnte trotz des grauenhaften Kindermordes das  Gottleben  unseres Herzens nicht auslöschen. Jesus lebt in Ostrazine, in Ostrazine deines wachbewußten Glaubens und Liebens an  und  zu  Gott.  Das kleine, unmündige Jesus-Kindlein hat dann deine  Maria  oder  deine Jesu-Liebe in deinem Herzen die ersten Worte  gesprochen  und  der liebevollste Jesus-Mund spricht in der Wiege deines Herzens weitere weise Worte der Liebe Gottes. Deshalb will auch Josef,  unser  Verstand, und seine  Söhne,  das  sind  unsere  5  Sinne,  die  Wiege  der Gottoffenbarung nicht verlassen. Denn Jesus ist  im  Kleinkinde  deiner eigenen Brust gegenwärtig. Jesus ist in uns  allen,  in  allen  Christen, die seine Geburt zulassen. Deshalb ist die Wiege für  uns  auch die wahre Anbetung Gottes im eigenen Herzen. 

Und so wollten die Söhne Josefs die  Wiege  nicht   mehr  verlassen, denn sie waren so mächtig  ergriffen von der Liebe  zu  ihrem  göttlich kleinen Bruder. Es  war  aber  schon  ziemlich  spät  geworden. Deshalb forderte Josef seine Söhne auf, da sie nun das kleine Kindlein mit ihrer Liebe umfangen hatten, daß sie nun  endlich  schlafen gehen sollten. Josef meinte, das Kindlein  schläft  nun,  wir  werden nun die Wiege an das Bett der Mutter stellen und uns auch schlafen  legen. Da schlug das Kindlein die Augen  auf  und  sprach:  „Bleibt  für diese Nacht alle hier und behaltet die Schlafstube bereit für  die Fremden, die heute hier noch Zuflucht  nehmen  werden. Denn bald wird ein allergewaltigster  Sturm  diese  Gegend  heimsuchen,  dergleichen hier noch nie vorgekommen war.  Aber  niemand von euch fürchte sich, denn es wird darum  niemandem  ein  Haar  gekrümmt werden. Versperrt aber ja keine Tür, auf daß die Flüchtigen hier Unterkunft finden. Josef erschrak über  diese  Voraussage  des  Kindes und eilte sogleich hinaus, um zu  sehen,  woher  das  Gewitter  kommen werde. Als er aber draußen  war,  bemerkte  er   nirgends   ein Wölkchen. Der Himmel war rein und kein Wölkchen regte sich. Eine Grabesstille war über das  ganze  Land  verbreitet  und  von  einem herannahenden Sturm war ewig nirgends eine Rede. Josef kehrte zurück, gab Gott die Ehre und meinte, daß das Kindlein  vielleicht  geträumt hätte. So sprach Josef zu seinen  Söhnen:  „Der  Himmel  ist  rein nach allen Seiten und kein Lüftchen regt sich. Woher sollte  da ein Sturm werden?“

Kaum aber hatte Josef diese Worte ausgesprochen, da geschah auf einmal ein Knall wie von tausend Donnern. Die Erde erbebte so gewaltigst, daß in der Stadt mehrere Tempel und  Häuser  zusammenstürzten. Gleich darauf fing ein so heftiger Orkan zu wüten an, dass Josef das Meer hoch in  die Stadt auftreiben sah. Alles Volk, durch den gewaltigen Erdenstoß geweckt, eilte hinaus aus der  Stadt  auf die höher liegenden Orte. Cyrenius  kam selbst mit Maronius  Pilla und seinem Gefolge. Er kam eiligst hereingeflohen in  die  Villa zu Josef und er erzählte  ihm ganz  flüchtig  nur  die  Schauderszenen, die das Erdbeben und der Orkan bewirkten. Josef aber  beruhigte den Cyrenius dadurch, daß er ihm  sogleich  erzählte,   was  das Kindlein ehedem  geredet  hatte.  Hier  fing  Cyrenius  wieder leichter zu  atmen an.  Das  Toben  des  Sturmes  erschreckte  ihn nicht mehr, denn er fühlte sich trotz des Tobens  des Sturmes  wie  wohlgeborgen an der Seite des Kindleins. Als Cyrenius  sich  nun wieder ganz erholt hatte, ging er hin zur  Wiege,  betrachtete  das Kind und  in  seiner  Brust  war  er  voll  großer  Gedanken.  Das Kindlein aber schlief ganz ruhig und das entsetzliche Toben des Sturmes beirrte es nicht. Es fing aber der Sturm so heftig  an  das Gebäude zu stoßen, daß Cyrenius einen Einsturz  befürchtete.  Er sprach daher zu Josef: „Erhabener Freund, ich meine dem steten Zunehmen der Gewalten des Sturmes zufolge sollten wir doch lieber dieses Gebäude verlassen. Denn vielleicht kann eine  mächtige Windhose dieses Gebäude ergreifen und uns alle  miteinander unter dem Schutt begraben. Daher ergreifen wir lieber frühzeitig  die Flucht, da wir denn doch nicht sicher sein können, als könnte hier eben nicht ebenfalls solches geschehen, wie es in  der  Stadt geschehen ist. Hier aber schlug das Kindlein plötzlich wieder seine himmlisch göttlichen Augen auf, erkannte sogleich  den  Cyrenius und sprach gar deutlich zu ihm: „Cyrenius, wenn  du  bei  Mir bist, brauchst du dich nicht zu  fürchten  vor  diesem  Sturme,  denn  auch die Stürme liegen wie alle Welt in der Hand deines Gottes. Die  Stürme müssen sein und müssen verscheuchen das ausgebrütete Böse der Hölle leibhaftig. Aber denen, die um Mich  sind,  können  sie  nimmer zu Leibe; denn auch die Stürme kennen ihren Herrn und tun nicht planlos, was sie tun. Denn der eine, höchst liebevoll weise und mächtige Gott hält  ihre  Zügel  in  Seiner  Hand.   Daher  sei  ohne Furcht, Mein Cyrenius,  sei ohne Furcht bei Mir und sei  versichert, daß da niemandem auch nur ein Haar gekrümmt wird.  Denn wisse,  diese Stürme wissen es genau, wer hier zu Hause ist. Siehe ,  haben  die Menschen heute Abend sogar dir, der du doch nur  ein  Mensch bist, eine feurige Ehrung dargebracht. Hier aber ehren  die  Stürme  jemanden, der mehr ist als nur ein Mensch, findest du das  unbillig ? Siehe, mein Cyrenius, das ist ein Loblied der Natur, die ihren Herrn und Schöpfer preist. Ist das nicht billig? O Cyrenius,  die  Luft,  die dich anbläst, versteht auch den, der sie erschuf.“

Diese Worte des bald wieder einschlafenden Kindleins  machte alle  verstummen und Cyrenius kniete an der Wiege des Kindleins nieder und betete Es an. 

Knien  auch  wir geistig nieder vor der Wiege mit Cyrenius,  erleben wir es mit, jetzt in diesem Augenblick. Während wir  im  Geiste  niederknien, erleben  wir  mit  und  stehen  mitten  im  Geschehen.  Der  Sturm ist in uns. Was bedeuten Stürme?  Stürme sind Versuchungen. Die Stürme kommen an uns dann  heran,  wenn  die  göttliche  Liebe und das göttliche Licht in unsere Seele eingezogen ist.  Dann wehren sich die Seelenspezifikate, die  noch  abseits  stehen,  die  noch  höllisch sind und bekämpfen das Licht. Das sind die Stürme,  die  Kämpfe. Da spricht der Herr zu uns allen, die es hören wollen durch  Seinen Erzengel Raphael: 

„O du Mein schwacher, sturmfürchtiger Mensch, was  haderst du gegen die Liebe und Weisheit und gegen die Ordnung Gottes. Meinst du denn, Gott lasse einen so  heftigen Sturm aus einer  Art  Unwillen  gegen  die  Menschen  wehen ? O schwach bist du noch. Kennst du die  dem  Naturleben der Menschen und  Tiere  schädlichen  Naturgeister, die sich aus dem Inneren des  Erdkörpers  oft  und  besonders in der Zeit  des  Herbstes  in  einem  größeren Maße wegen der Befruchtung der Erdoberfläche  entwickelt  haben ? Kennst du diese Stürme ?  

Das ist ein Wort für  dich  und  deine  Seele.  Gerade  zur  Herbstzeit  kommen die Stürme, dann, wenn die Früchte in uns reifen sollen,  die Früchte des Gottwortes. Dann kommen die Versuchungen und behindern uns an den Werken der Liebe, bekämpfen uns in der Schwäche, dort, wo wir  Schwächen  haben.  Kennst  du  das  Naturleben  dieser Seelenspezifikate, die verhindern wollen, daß sich  der  Geist  Gottes ausbreitet ? So sagt uns der Herr noch weiter durch Raphael: 

Ich zeigte euch jetzt, daß der Naturgrund des  Sturmes eine naturgeistige Bedeutung hat und jetzt zeige ich  noch  etwas hinzu, damit ihr auch ersehen könnet, wie des Herrn  Liebe und Weisheit bei solchen  Gelegenheiten  nicht  nur  für  die Befruchtung  des  Erdreiches   und  für  die  Reinigung  der Luft, sondern dabei auch für die  moralisch-höhere Befruchtung des Menschenherzens und  für die  Reinigung  der  Seelenluft sorgt. Das hat sicher einen  noch größeren  Wert  als  die noch größere Befruchtung des  Erdreiches und  die  Reinigung der Erdluft. 

So spricht der Herr zu uns durch Swedenborg, damit  wir  verstehen können die Stürme der Natur, die Stürme der Seele.  Menschen,  die in die Versuchung geraten,  befinden  sich im Ungestüm stürmischer Geister. Nach deren Zerstreuung wird es erst heiter. Dies ist der Anfang des in die Ordnung  Gebracht-Werdens  aller  Dinge  in  deiner Seele. Ehe aber etwas  in  Ordnung  gebracht  wird,  ist  es  das  Gewöhnlichste, daß es zuerst in ein  Durcheinander,  gleichsam  in  ein  Chaos gebracht wird . So wird , was nicht gut  zusammenhängt,  geschieden, und wenn es geschieden ist,  dann  bringt  es  der  Herr  in Ordnung. Dies kann verglichen werden mit demjenigen, was  in  der Natur existiert, wo auch alles und jedes zuvor in einem  Durcheinander gebracht wird, ehe es geordnet wird. Wären keine Stürme in der Atmosphäre, welche das  Fremdartige zerstreuen, so würde die  Luft nie gereinigt, sondern verpestende Dünste würden  zum  Verderben  angehäuft  werden.  Ebenso  geschieht  es  im  menschlichen  Leibe.

Wenn nicht alle Teile des  Blutes, sowohl  die  Ungleichartigen  wie die Gleichartigen beständig und zu  wiederholtem Male in  unserem Herzen zusammenflössen, daselbst vermengt würden, so würden die  Flüssigkeiten  um Verderben zusammenkleben. Das Einzelne würde nicht zu seinen Nutzzwecken verwendet werden.

So verhält es sich auch  beim  wiederzugebärenden Menschen.  Deshalb erwähnt das göttliche Wort oft den  Sturm  und  der  Sturm  bezeichnet die Zerstreuung des Falschen und Bösen während der  Versuchungen. Da geschieht es, daß böse Geister und Genien, die  alles in Unordnung brachten, von Gott wieder in Ordnung  gebracht  werden. Das kann erhellen aus dem Wort, z.B. aus Jesaias im Alten  Testament, wo es heißt: 

Und du wirst sie verworfeln und der Sturm wird über  sie wegführen und der Wind wird sie zerstreuen und du wirst frohlocken in Jehova, im heiligen Israel dich rühmen. 

Bedenke, Stürme sind Versuchungen, Versuchungen der bösen  Geister, Dämonen, Sirenen und Sybillen, Satane und Teufel und wie  sie  alle benannt werden. All die bösen Wesenheiten, entstanden aus deinem vormaligen Denken und Wollen, bringen deine gesamte Seelennatur in Unordnung, verursachen in deiner Seele die schweren  Dünste und wenn die Früchte reifen wollen,  die  Früchte  des  göttlichen Liebewortes, dann müssen die Stürme kommen, gerade vorher, damit das Faule und das Schlechte, das Unedle und  Unreine  von  dir  hinweggefegt wird und das göttlich Gute und Wahre frei und rein  wird.  Man   nennt  diesen  Zustand  den  Zustand  der  Versuchung.   Kein  Mensch  kann  wiedergeboren  werden,  der  nicht  in  diese   Versuchungen kommt. Dazu möchte ich dir noch einige Worte zitieren, die der Herr uns über die Versuchungen offenbart  hat.

Durch Swedenborg spricht der Herr: 

Nur die, welche wiedergeboren  werden,  kommen  in  geistige Versuchungen, denn die geistigen Versuchungen sind Schmerzen des Gemütes bei denen, welche im Guten  und  Wahren sind. Sie werden   herbeigeführt  von  bösen  Geistern. Indem sie das Böse bei jenen aufregen,  entsteht  die  Beängstigung, welche infolge der Versuchung sich ausbreitet, oft bis zur Verzweiflung. Der Mensch weiß  nicht,  woher sie kommt, weil er diesen Ursprung  nicht  kennt.   Inwendige Beängstigungen kommen im Menschen nur dann, wenn  er versucht wird. Es gibt aber auch  äußere  Beängstigungen. Das sind dann  natürliche  Bangigkeiten.  Heutzutage, da der Glaube  schon  sehr  selten  geworden , die Liebetätigkeit schon nahezu  verloschen   und  die Kirche  nahe an ihrem Ende ist, so werden heutzutage  Wenige  in irgendwelche   geistige  Versuchungen  zugelassen.   Daher  kommt es, daß kaum jemand weiß,  was   geistige   Versuchungen sind.  

Als Schlußwort setzt der Herr durch Swedenborg folgende Worte: 

Die Versuchungen dienen also dazu, dem Guten die  Herrschaft über das  Böse  einzuräumen  und dem Wahren die  Herrschaft über das  Falsche  zu  verschaffen.  Es  ist  niemand anderer, der da  kämpft  als  allein  der  Herr.  Der Herr Jesus allein  kämpft für den Menschen  in  den  Versuchungen. Wenn der Mensch nicht glaubt, daß der Herr Jesus für ihn allein kämpft, für ihn überwindet, so besteht er nur eine äußere natürliche Versuchung, die ihm keinen inneren geistigen Nutzen  bringt und  daher  nicht  für die Wiedergeburt taugt. 

Über diese Worte laß uns nachdenken.  Bedenken  wir,  die  Stürme von Ostrazine geschehen in deinem und in allen Herzen, die  da  wiedergeboren werden. Nehmen wir die Versuchungen  aus  den  geistigen Ebenen an, damit wir unsere Hölle überwinden und unsere Seele für den Geist  Gottes  frei  wird  und  wir  die  goldenen  Früchte  im Herbst ernten dürfen. Die goldenen Früchte werden uns aus den Segnungen des  heiligen  Geistes.  Der  Sturm  wütet  immer  noch  über Ostrazine und hat dort viel zerstört und doch finden wir  Frieden  an der Wiege des kleinen Kindes, finden dort Heimat  im  Lichte. Denn Er ist es, der uns diese Heimat schenkt.  Wir sind dort keine  Fremdlinge in diesem neuen Himmel, in unserer Heimat im Herzen des Vaters. Wir knien im Geiste mit Cyrenius an der Wiege und  beten  das  Jesu-Kindlein an und wir beten es  im eigenen  Herzen  an  und  verbringen so eine ruhige Stunde, trotz  des  Tobens  des  Sturmes,  der draußen über Ostrazine wütet. 

Nach  Verlauf von einer Stunde kamen  Eilboten der Heidenpriester  in das Haus Josefs und berichteten von dem unerhörten Orkan, vom Feuer, das aus der Erde bricht, in fliegenden Feuersäulen,  den  vielen Menschenopfern und  vom  ungeheuerlichen  Sachschaden.  Die Priester hätten sich entschlossen, um die Götter  wieder  zu  versöhnen, tausend Jünglinge und tausend Jungfrauen zur Sühne den Göttern  zu opfern. Die Priester warteten nur auf das „fiat“  des  Cyrenius. Cyrenius erschrak über  diese  Botschaft  ganz  gewaltig  und  wußte nicht, was er nun beginnen sollte. Dem Priesterrufe  getraute er sich nicht, der Staatspolitik wegen, schnurgerade zu widersetzen. Das  Opfer aber zu billigen,  war seinem Herzen noch unmöglicher als den Priestern zu widersprechen.  Er  wandte  sich  daher an das Kindlein,  welches eben wach geworden war und fragte es um einen Rat in dieser schrecklichen Sache. Das Kindlein aber  sprach: „Sei ruhig, denn in einer Minute wird  sich der Sturm legen und die,  welche  Menschen schlachten wollen, sind nicht  mehr.  Daher  sei  ruhig.“ Nun  forderte  Cyrenius, um Zeit zu gewinnen,  die  Übergabe einer Liste der  zu  opfernden  Jünglinge  und  Jungfrauen  von  den

drei Unterpriestern. Er wolle sich überzeugen, ob die Wahl der Opfer gerecht sei. Inzwischen hatte sich  der  Sturm  gelegt,  aber  das Priestergebäude, zu dem  die drei Unterpriester  eilten,  war  völlig vom Erdboden  vernichtet  und   die   höheren  Priester  unter  dem Schutt begraben. Die Eilboten  kehrten  deshalb  schnell  wieder  zu  Cyrenius zurück und erzählten ihm  vom  Untergange  der  Priester. Nun wollte Cyrenius die Opferung nullieren, doch die Unterpriester  drängten um so bestimmter  zur  Opferung  der  für  die  Götter  bestimmten Jugend. Cyrenius  gelang es, die Opferung auf den  nächsten Morgen zu verschieben. Die Unterpriester eilten zu der Jugend, die für die Opferung  bestimmt  war,  und   verkündeten  mit  höhnischen  und  triumphierenden Worten der Jugend die morgige  Opferung.  

Zu bemerken ist, daß die Opferung in der  damaligen  Zeit  mit  den  unbeschreiblichsten Marterarten verbunden war. 

Man kann  verstehen, daß Cyrenius besonders  eilig  am  nächsten Morgen  zum Opferplatz ging, um der armen  Jugend  endlich  die Freiheit zu verkünden. Als er  das  entsetzliche  Angstgeschrei  der Jugend  hörte, beschleunigte er seine Schritte. Nun verhörte  Cyrenius in aller Strenge die drei Unterpriester und wollte sie  umstimmen und ihr Mitleid für die zu opfernde Jugend wecken. Doch vergeblich, ihr religiöser Fanatismus hatte sie ganz bestärkt  und  sie  sagten nur, wo die Götter fühlen, da hat es  mit  dem  Menschlichkeitsgefühl ein Ende. Da  ergrimmte  Cyrenius  über  die  Rohheit  der Unterpriester und sagte ihnen: „Seht,  das  große  Fatum  hat  beschlossen, daß  ihr drei  Unterpriester  getötet  werdet  und  die Jugend frei geht.“ Er schenkte der Jugend das  Leben  und  verurteilte dafür die herzlosen Unterpriester zum  feurigen  Kreuzestod.                                                   

Unter feurigem Kreuzestod wurde verstanden, daß man  Metallkreuze bis zur Glut erhitzte und dann die Deliquenten darauf brachte.  

Nach Josefs Einsprache begnadigte er  aber  die  drei  Unterpriester.  Doch die Begnadigung ließ er den drei Unterpriestern  erst am nächsten Tag verkünden. Sie sollten in der angsterfüllten und  bangvollen Nacht ihre Schuld an der beabsichtigten Tötung  der  Jugend  büßen.

Durch dieses Geschehen wurde Maria ganz verängstigt und bemerkte,  daß  vielleicht  für  gewisse  Fälle  das  Kindlein  noch  zu  wenig Macht besäße. So sei ja auch die Familie  vor  dem Kindermord  von Bethlehem geflüchtet. All dieses Bedenken wuchs in Maria mehr und mehr und sie war richtig  verängstigt  und  sagte, ob  nicht  bei  kommenden Gewitterstürmen  von  den  Priestern  in  ihrem  Wahne  z.B. auch das Kind zur Opferung bestimmt  werden könnte. Diesmal  war es der gute Josef,  der  Maria  irgendwie  wieder  beruhigen  konnte. Dann lächelte das Kindlein der Mutter ins Angesicht und sprach  zu ihr: „Maria, so jemand einen Löwen gebändigt hätte, daß dieser  ihn gleich einem  sanftmütigen  Lasttiere  herumtrüge,  meinst  du  wohl, daß es da löblich wäre,  sich  auf  dem  mächtigen  Rücken  vor  dem flüchtigen Hasen zu fürchten ?“                         

Dieses kleine Gleichnis wollen wir als Entsprechungsbeispiel  nutzen, um in den tiefen Innensinn einzudringen. Maria verstand nämlich die  Weisheit dieser Worte nicht. Der  Löwe  und  der  Hase  werden  uns hier als Symboltiere vorgestellt. Der Löwe war in biblischen Zeiten in  Palästina allgemein verbreitet. Das  mächtige  Raubtier  zerstreute die Herden und ließ sich auch durch das Geschrei der Hirten nicht vertreiben. Selten konnte der Hirte  das  geraubte  Tier  retten. Orientalische Könige jagten Löwen und ließen sie fangen.  Zum  Transport  dienten auch Käfige. Der Graben, in dem Löwen waren und in dem Daniel geworfen wurde, ist wohl ein unterirdischer, zysternenähnlicher Zwinger gewesen, in dem die Löwen in Babylon gehalten wurden. Im übertragenen Sinne ist der Löwe ein Sinnbild für das Volk Israel und für die Stämme Juda ,Gath, Dan. So wird auch Gott  als  Richter  mit einem Löwen verglichen, in Jesaias und in Hoseas. In der  Offenbarung Johannis heißt Christus der Löwe aus dem Geschlecht Juda.

Weiter dient das Bild des Löwen dazu, um Mut und Kraft in  unbändige Gewalt der Feinde und des Satans darzustellen, wie wir dies  in den Sprüchen im Samuel-Buch und in den  Psalmen  nachlesen  können, sowie im 1. Petrus-Brief. Auch eingebildete  Gefahren  bezeichnen den Löwen und  der  Friede  des  künftigen  Gottesreiches  wird auch die Raubtiernatur des Löwen verwandeln, so heißt es  schon in Jesaias. Der Friede des künftigen Reiches wird den  Löwen  verwandeln und er wird mit den Schafen das Gras fressen.

Soweit ein Blick in die Bibel über den Begriff  Löwe.

Blicken wir nun auch auf die Symbolik des Löwen in  den  Kulturen.

Der Löwe galt schon immer als König der Tiere. Neben  dem  Adler wurde er als König bezeichnet. Er war  weitverbreitetes  Symboltier, meist mit sonnenhafter Bedeutung oder mit engem Bezug zum Licht, u.a. wohl wegen seiner Kraft, seiner goldgelben Farbe und der strahlenartigen Mähne, die sein Haupt umgibt.  Die Beziehung zum Licht drückt sich auch in der ihm zugeschriebenen  Eigenart  aus , niemals die  Augen  zu  schließen.  Weitere  symbolprägende  Eigenschaften sind vor allem Mut, Wildheit und angebliche  Weisheit. Als Sinnbild  der Macht  und  Gerechtigkeit  begegnet  die Darstellung des Löwen  oft an den Herrscherthronen und Palästen , sie werden als Skulpturen beigesetzt. In China und in Japan galt der Löwe ähnlich wie der Drache als Dämonen abwehrend, weshalb er oft als Tempelwächter dargestellt wurde. Auch ägyptische, syrische und babylonische  Tempel werden  oft von  Löwenskulpturen  bewacht.  In  Ägypten  begegnen Darstellungen von zwei aneinander  mit  dem  Rücken  zugewandten  Löwen, die den Aufgang und Untergang der Sonne, Osten  und  Westen oder gestern und  morgen symbolisieren. Im  Mithras-Kult symbolisiert der Löwe die Sonne.

Der indische Gott  Krishna sowie Buddha werden mit  Löwen  verglichen. Wegen seiner unbändigen Kraft stand der  Löwe  vor  allem  in der Antike auch Fruchtbarkeits- und Liebesgöttern nahe. Das Mittelalter sah im Symbolbild des Löwen die Auferstehung Christi. Darstellungen vom Löwen können auch die  Auferstehung  am  jüngsten Tag darstellen.

Auf den negativ-bedrohlichen Aspekt des kraftvollen  Löwen  beziehen sich mittelalterliche Darstellungen,  die  Menschen  oder  andere Tiere verschlingende Löwen zeigen, sie sind meist Symbole  für  un-heilvolle Bedrohungen oder für  strafende  Mächte.  Ähnlich  negativ begegnet die Stärke des Löwen auch  in  Darstellungen  oder  mythischen Erzählungen von Löwenkämpfen und Löwenjagden,  in denen der Löwe als Repräsentant ungezähmter Wildheit von Helden  über-wunden  werden,  z.B.  Herakles.  Der  geflügelte  Löwe  ist  wieder Attribut  und  Symbol des Evangelisten Markus. Der Löwe  ist  auch das 5. Zeichen des Tierkreises, sein Element ist das Feuer.

                              Was sagt nun das göttliche Wort ?

                              So spricht der Herr durch Swedenborg:                                                                                

Der Löwe bezeichnet das Gute der Liebe  und  das  daraus hervorgehende Wahre in  seiner  Macht.  Denn  wenn  vom Herrn aus gesagt wird, er ist der Löwe von  Juda,  so  deshalb, weil  Juda  das Himmlische der Liebe bezeichnet.  

Deshalb wird in der Offenbarung der Herr auch  der  Löwe genannt. Der Herr wird in einem Worte öfters mit einem  Löwen  verglichen. Z.B. in Hosea 11,10: 

Alsdann wird man dem Herrn nachfolgen , er wird brüllen wie ein Löwe; und wenn  er  wird  brüllen,  werden  wir  in Ehrfurcht hinzutreten. 

An einer anderen Stelle sagt der Herr in der enthüllten  Offenbarung

durch Swedenborg: 

Der Löwe bedeutet das göttlich Wahre des Wortes in Ansehung seiner Macht. 

Und in der erklärten Offenbarung sagt der Herr durch Swedenborg: 

Siehe  es  hat  überwunden  der  Löwe,   das  bedeutet  den Herrn Jesus Christus, sofern Er aus eigener Macht die Hölle unterjocht und dort alles und  in  den  Himmeln  in  Ordnung gebracht  hat.  Dies  erhellt  aus  der  Bedeutung  von überwinden, wenn vom Herrn die Rede ist. Und darum bedeutet   Löwe  die  Macht  des  Göttlichen, die   Macht   im  Herrn Jesus Christus. 

Der  Hase  als  das  2. Bedeutungstier wird  oft mit dem  Kaninchen  leichgesetzt. Als Symboltier ist er das Mondhafte, weil er tagsüber schläft und weil er sehr fruchtbar ist. In den Märchen und Sagen vieler Völker ist der Mond daher auch entweder selbst  ein  Hase  oder aber die hellen und dunklen Flächen des Mondes werden als Hasen gedeutet. Wegen seiner Fruchtbarkeit und weil er sich gern   in Erdfurchen versteckt, steht der Hase in enger Beziehung zu der als Mutter verstandenen Erde und gilt als  Symbol  für  die  ständige  Erneuerung des Lebens. Auch die scherzhafte Vorstellung von einem eier-legenden Osterhasen  potenziert  dieses  Fruchtbarkeitssymbol . Da man die reiche Nachkommenschaft  des  Hasen  auch auf die große Sinnlichkeit zurückführte,  begegnete  er  gelegentlich  als Tier  mit  sexuellem Symbolbezug. Ich  möchte  an  den  Kupferstich  von  Albrecht Dürer erinnern.Bei Adam und  Eva wird  die  Sinnlichkeit der  Schlange  durch  den  Hasen  ebenfalls symbolisiert, auch durch eine Katze.  Wegen  seiner  Furchtsamkeit  gilt der Hase verschiedentlich als Symbol für die Angst  und  Feigheit.  Seine  angebliche Fähigkeit, mit offenen Augen schlafen zu  können , ließ  ihn zu  einem  Symbol  der Wachsamkeit werden.  Wegen  seiner  Schnelligkeit  erscheint er als Sinnbild der rasch dahineilenden Lebenszeit  und der Wanderlust.

In der Bibel wird der Hase als unreines Tier erwähnt. 

Was sagt das göttliche Wort über den Hasen ?

In Swedenborgs Entsprechungskunde begegnet  uns der Hase  nicht.  In Robert Blum spricht der Herr ausführlich über den  Hasen  (2.Bd, Kap. 262,3). So wird uns geschildert, daß im linken Ohr  des  Sternbildes Hase sich Geister auf einem Weltlörper befinden, die als Wandergeister bezeichnet werden. Reisen und  Wandern  ist  ihre  größte Lust. Wenn diese Lust diesen Geistern beschränkt  wird,  dann  sind sie höchst unglücklich. Diese Geister sind auch sehr unruhig. Robert nannte sie Spring-ins-Feld. Sie wandern immerzu wie das Licht  und  entfernen sich immer mehr vom Zentrum,  bleiben  immer wieder  in der Sphäre des weisheitsvollen  Erkennens , aber nicht in der tätigen Liebe.

Soweit zu den beiden Symboltieren.

Mit diesem Gerüst der Erkenntnisse  und aus dem  Gottwort können  wir bereits selbst die Entsprechung lösen. Können wir die Worte des  Kindleins an Maria  nun verstehen?

Der Löwe ist die gebändigte Kraft Gottes, die sich  in  unseren  Seelenüberresten entwickelt hat. Der  flüchtige  Hase, der immer wieder wie das Licht hinauseilt  und  von Erkenntnis zu Erkenntnis wandert,  erkennst du nicht den Hasen, der auch als sinnliches Tier bezeichnet wird ? Dies  ist unsere flüchtige Seele. Ist die Seele nicht Lichtstruktur ? Obwohl sie auf dem Löwen sitzt, ängstigt sie sich  und zerreißt sich, zerstreut sich immer mehr vor lauter Furcht und  Angst.  So  erkennen wir, daß dieser Spruch für Maria, auch für  unsere  Maria  in  uns gilt, nämlich  für  unsere  Liebe  im Herzen. Wir sitzen auch  auf einem Löwen, wir haben die Macht Gottes gebändigt, bändigen  dürfen, wie Samson durften wir mit dem Löwen ringen. Wir haben durch das Wort, das wir gehört oder gelesen haben, die Macht des Wahren uns zum Lasttier gemacht und es trägt uns nun  geduldig  und  erbarmend  auf  seinem  Rücken  und  die  Hasenhaftigkeit  unserer  Seele fürchtet sich noch. Gott,  erbarme  Dich  unser !  Herr  Jesus,  vergib  uns unsere Schuld, daß wir noch so flüchtig sind,  so  furchtsam  wie  die  Hasen.  

Das Kindlein aber sprach noch einmal zu Maria und zwar ganz ernsten Angesichtes: „Ich bin der  mächtige Löwe von  Juda,  der  dich  auf  Seinem Rücken trägt, wie magst du dich  denn fürchten  vor  denen, die Ich mit  einem  Hauche  verwehen  kann  wie  lose  Spreu ?

Meinst du denn, Ich bin vor Herodes geflohen, um Mich zu  sichern vor seiner Wut? O nein, Ich floh nur, um ihn zu schonen, denn hätte ihn ein Angesicht gesehen, da wäre es mit ihm  ewig  ausgewesen.

Siehe, die Kindlein aber, die für Mich erwürgt  worden  sind  durch  Herodes,  sind überaus glücklich schon in Meinem Reiche und sind täglich um  Mich  und  erkennen  in  Mir  schon  vollkommen  ihren  Herrn für ewig. Siehe Maria, also stehen die Dinge, daher du wohl von Mir allenthalben schweigen sollst wie es  befohlen  ward.  Aber du für dich solltest wohl wissen, wer  der  ist,  den  du  Gottes  Sohn  heißen sollest und Ihn also auch geheißen  hast.“  Diese Worte   erschütterten die Maria durch und durch , denn sie sah nun  ganz ein,  daß sie den Herrn auf den Armen trägt. 

Auch  wir tragen den Herrn auf den Armen unseres  Herzens und Er sprach und spricht zu uns diese Worte.  

Es hatte aber auch der Maronius, der sich  hinter der Maria befand, die Worte des Kindes  vernommen  und  fiel  nieder  vor  dem  Kinde und Cyrenius entdeckte  nun  erst Maria und das Kind. Und  er  eilte  plötzlich hin zum Kinde und er  küßte  es und koste es und das  Kind sprach wieder: „Cyrenius, erhebe deinen  Maronius, denn er ist nun schon bearbeitet, nun darf er Mich erkennen.“ 

Und so wird auch in unserem  Verstande  der  letzte  Zweifel,  durch  Maronius Pilla vorgebildet, von uns genommen und wir  glauben, daß  in Jesus Christus unser Gott und Vater Mensch geworden ist, damals im historischen Bethlehem,  heute  im  wahrheitsvollen, liebeerfüllten Bethlehem unseres Herzens und allen Herzen, die Jesus als Gott und Vater in sich zulassen. 

Nach  dieser  rührenden  Szene  mit dem kleinen Jesu-Kindlein ließ  Cyrenius den Befehl über seinen Adjutanten ergehen  an alle Römer, daß alle Übungen ausfallen sollten. Es war ja schließlich der Orkan und die Verwüstung der Stadt wichtiger als die militärischen  Übungen. Nach dem Morgenmahl begab sich Cyrenius  mit  der  heiligen Familie in die zerstörte  Stadt. Es war viel zu tun. Verschüttete mußten befreit werden und notwendige  neue  Häuser  und  Unterkünfte errichtet werden. Zu diesem Behufe ernannte Cyrenius  die  älteren  drei Söhne des Josef zu den Oberaufsehern in Sachen der Baukunst.  Nun wollte Cyrenius die Verschütteten befreien helfen, doch da sagte  das  Kindlein, was noch wichtiger wäre. Er sollte zu den  Dreien gehen, die er gestern zu dem feurigen  Kreuz  verurteilt  hatte, denn sie wären schon sehr in Ängsten.  Cyrenius  wollte  eher  den  staatlichen Geschäften folgen als dem, was der kleine Jesus sagte. Doch der kleine Jesus  bestand  darauf  und  so entschloß  sich  Cyrenius, dem Kinde gehorsam zu sein. Sie gingen nun  zum  Richtplatz,  dort  fanden sie die drei Priester fast entseelt  vor  zu  großer  Angst  vor dem martervollen Tode. Nur einer der drei Priester hatte  noch  so  viel Geistesgegenwart, daß er sich vor dem  Cyrenius  mühsam  erhob und ihn um eine gnädigere Todesart bat. Cyrenius aber sprach zu ihm und zu den  anderen  beiden:  „Sehet  an  das  Kind, das  da diese Mutter auf den Armen trägt, das gibt euch das  Leben  wieder und so schenke ich es euch und widerrufe mein Urteil. Erhebet euch  daher wieder und wandelt  frei,  fiat ! Ihr  Wachen,  ihr  Richter, ihr  Lektoren, ziehet ab mit  allem, fiat !“ Dieser  Gnadenruf  nahm den drei Priestern das Leben, aber das Kindlein streckte die Hand über sie aus und  sie  erwachten  wieder ins  Leben und  folgten  sogleich ganz erheitert ihrem kleinen Lebensretter.  

So auch wird uns die  Gnade  gegeben.  Bösewichter  unserer  Seele,  entstanden  aus  unserem  sündhaften Denken, werden  auch  wieder  durch unseren kleinen Jesus zum Leben berufen.  

Vom  Richtplatz zogen  alle  wieder  mit  den  drei  Priestern  in die Stadt. Als die Gesellschaft der Stadt näherkam  und  die  mächtigen Schutthaufen des großen  Tempels und des Priester-Palastes sahen, da schlug Cyrenius die Hände über den Kopf zusammen und sprach mit lauter Stimme:„Wie sehr verändert siehst  du aus, Ostrazine, so kann nur eine Macht Gottes wirken! O Menschen,  wollet  ihr  kämpfen mit dem, der den Elementen gebietet? Sie  folgen  seinem  Winke, wollet ihr Richter sein, wo der  Gottheit  Allmacht  gebietet  und  herrschen, wo euch ein leiser Wink des ewigen Herrschers zertrümmert ? Nein, nein, ich bin ein Tor, daß ich noch mein  Schwert  umgürtet trage als hätte ich eine  Macht.“ Wie verklärt sprach Cyrenius weiter: „Weg mit dir, du elendes Schwert, da  in  diesem  Schutthaufen ist  der  beste  Platz  für  dich!  Mein  wahres  Schwert  aber sollst Du sein, du mein Jesus, den die Mutter  auf den Armen trägt.“

Hier löste Cyrenius plötzlich  sein  Schwert  samt  dem  Ehrengürtel vom Leibe und wollte es  mit aller Gewalt  in den Schutthaufen  werfen. Aber das Kindlein,  das sich zur Seite des Cyrenius auf den  Armen der Mutter befand, sprach zu ihm:„Cyrenius, tue nicht, was du tun willst, denn wahrlich, wer das Schwert  nach  deiner  Art  trägt, der trägt es gerecht. Wer das Schwert gebraucht als  Waffe, der werfe es von sich. Wer es aber gebraucht als  Hirtenstab,  der  behalte es, denn also ist es der Wille dessen, dem Himmel  und  Erde  ewig  gehorchen müssen. Du aber bist ein Hirte  denen, die in  das  Buch  deines Schwertes geschrieben sind. Daher umgürte dich nur wieder  mit der gerechten Ehre, auf  daß dich dein Volk erkennt, daß du ihm ein Hirte bist. Bestünde deine Herde pur aus Lämmern, da  bedürftest du keines Stabes. Aber es gibt  darunter  sehr  viele  Böcke, darum möchte Ich dir lieber noch einen Stab hinzugeben  als  dir  den einen nehmen. Wahr ist es, außer in Gott gibt es keine  Macht, aber wenn dir Gott die Macht verleiht, dann sollst du  sie  nicht  von  dir  werfen, was  Gottes  Fluch  gerichtet  hat.“  Diese  Worte  brachten den Cyrenius sogleich zur Umgürtung  des  Schwertes  unter  steter stiller Anbetung des Kindleins.

Die drei Priester aber, die begnadigt und belebt vom Kinde  geworden  waren, entsetzten  sich  allgewaltigst  vor der  Weisheit  dieses Kindleins. 

Wir alle wollen das Schwert annehmen, das uns Jesus  reicht,  damit wir in voller Verantwortung unsere Gedanken, unsere Willensregungen  und  unsere  Handlungen  wirken  als gerechte  Machthaber des göttlichen Wortes, denn durch das Wort hat uns Gott, der Vater, das Schwert gereicht, das wir als  Hirtenstab  benützen sollen für unsere Geschwister.